KING DIAMOND - Wiesbaden



Konzert vom 10.06.2025
Support: PARADISE LOST, ANGEL WITCH

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KING DIAMOND
PARADISE LOST
ANGEL WITCH

Endlich wieder mal der King auf Clubtour (!) im kleineren Rahmen, live on Stage, statt „nur“ Vorband für einen Megaseller, das versprach ein interessantes Meeting zumal die Supportacts ANGEL WITCH und PARADISE LOST hießen. Somit wurde es Zeit für einen Abstecher in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden.

Das Publikum im Schlachthof ist dreigeteilt, zum einen die voll auf NWOBHM-gepolten ANGEL WITCH-Fans (darunter viel Kuttenträgerschaft), auf Düsterheimer Metal, Doom-, Death und Black Metal gepoltes Härtnerpublikum, ganz in schwarz gekleidete Gothic-Anhängerschaft und die KING DIAMOND mögenden, zumindest teilweise mit den Vorbands etwas anfangen könnenden Fans.

Etwa 1000 Leuten Platz bietet der Schlachthof Wiesbaden, wenn das Konzert vollständig ausverkauft ist, dessen Kapazität genug Platz für alle an diesem Abend fasst. Das Konzert ist gut besucht, aber nicht ausverkauft. Am King, dessen Stimme und Show spalten sich wie bereits in den 80ern Gemüter. KING DIAMOND gibt sich seit langem auf Clubtour die Ehre als Vorgruppen sind PARADISE LOST und ANGEL WITCH mit dabei, das ist schon ein gewichtiges Wort! Preise von 2,50 Euro für den 0,4 l Becher Spezi liegen im humanen Rahmen, daran könnten sich Großkonzert-Veranstalterlocations, die ihre Getränke im Regelfall bei Topacts zum trotz Becherpfand überhöhten Preis verkaufen gerne mal ein Beispiel nehmen.

ANGEL WITCH
Mit abgespeckter Setlist fällt der NWOBHM-Riege ANGEL WITCH die Aufgabe des Anheizers zu. Gegen 19:00 Uhr beginnend ist der Schlachthof schon ordentlich gefüllt, obgleich es noch größere Lücken gibt. 30 Minuten sind für eine Band wie ANGEL WITCH viel zu wenig. Nebelschwaden hüllen die Baphometgestalt auf dem fast überwiegend grün angestrahlten Bühnenbackdrop im HIntergrund in gespensterhaft-mystisches Licht. Spieltechnisch liefern Kevin Heybourne & Co. bei deutlich begrenzter Spielzeit blitzsauber trotz  frühem Slot hochmotiviert ab.



Das epische „Sorceress“, der kompakt heavy riffende Düsterheimer „Angel Of Death“ und Überhymne „Angelwitch“ beenden etwa gegen 19:30 Uhr einen recht kurzen Anheizerset, der Einblick in die Welt der Engelshexe gab, aufgrund zeitlich sehr frühen Slots nicht wiederspiegelte lediglich erahnen ließ, was ANGELWITCH bei kleineren Festivals in Headlinerposition platziert, können. Bis auf vereinzelt wahrnhembare Bewegungen hier etwas Headbanging, da einige Fäuste, halten sich Fan-Reaktionen trotz Anwesenheit von Die-Hard-Fans in Grenzen, dafür sind ANGEL WITCH zu speziell, dennoch tut sich vereinzelt was im Publikum. Gemessen an der bedauerlich kurzen Spielzeit kein schlechter Gig.

PARADISE LOST
ziehen nach kurzer etwa 20 Minütiger Umbaupause mehr Publikum in die Location, profitieren jedoch davon, dass PARADISE LOST mit ihrer vielseitig düster-gothisch ausgerichteten Musik zwischen mehreren Stühlen sitzend sowohl Heavy Metal-Fans unterschiedlichster Stile als auch schwarz gekleidete Gothics ansprechen. Ergo: Zahlreiche PARADISE LOST-Shirts sind im Ambiente auszumachen. Bandboss Nick Holmes ist in geeigneter Verfassung für einen etwa 40 Minütigen DüstersphärenGig, der verschiedene Bandmetamorphosen beleuchtend vom Gothic-Doom über Gothic-Metal bis Gothic-Rockact abdeckend, spätestens im Gothic-Doom Groover „Embers Fire“ seinen Höhepunkt findet. Wenn eine Band wie PARADISE LOST bereits mehrere Metamorphosen vom Doom-Death-, Gothic-Doom-, Gothic Metal-, Gothic-Dark Rock und Gothic-Rock Act durchlief fällt es nicht immer leicht, die richtige Songauswahl zu treffen. Die stimmt in jedem Fall, was am großen Publikumsreaktionsradius deutlich wird. Eine Reihe von der Decke herabhängend permanent die Bühne in schummriges violett tauchend eingestellter Spots kleidet den Auftritt in passende Atmosphäre.



Viel Applaus, exzessiv Tanzen, Headbangen, weitaus mehr in die Luft gereckte Fäuste bei annehmbarer Publikumsresonanz reflektieren, dass PARADISE LOST alles richtig gemacht haben, dennoch liegt der spürbare Verdacht im Raume, da geht noch etwas mehr. Zwei Worte, ein Logo als Bühnenbackdrop in der Umbaupause sagen alles...

KING DIAMOND
ehe der King auf die Bühne kommt und eine aufwändge Deko steht,vergehen ersteinmal 45 Minuten Zeit – die Stimmung im Ambiente droht sich aufzuheizen, als der Vorhang fällt ist der Unmut wie weggeblasen. Allein die Bühnendeko vom King führt zurück in eine Zeit vergangener Jahrhunderte. 2 Treppenaufgänge links und rechts, ein von Eiszapfen umrahmtes Balkongeländer, Laternen vergangener Jahrhunderte (Mittelalter, Barockzeit), Hospitaleingang mit Rotem Kreuz, seitlich platzierte Statuen mit Dämonenfratzen, gusseiserne Geländer...

„Funeral“ „Arrival“ bringen zum gelungenen Auftakt binnen weniger Minuten intensiv Horroratmosphäre ins Ambiente, danach folgt „A Mansion in Darkness“ - ein Speedgewitter sondergleichen, das wie ein tobender Orkan über die Köpfe der Fans bei perfekt eingestelltem Licht und Sound hinwegrollt! Ausgestattet mit druckvollem (nie zu übersteuertem) Kompaktsound womit sich eine Location komplett in Schutt und Asche legen lässt, gibt sich der King überhaupt keine Blöße. Abwechslungsreich kreative Farbkombinationen der Deckenspots kleiden den Auftritt in den zugehörig würdigen Rahmen. Der King ist von Anfang an top motiviert drauf, hat sein Publikum jederzeit im Griff, bietet eine heiße Show!

Neben einem gefühlten Dutzend bärenstarker Songs, voluminös druckvollem Sound, phantastisch harmonierender Band. Beide Gitarristen Mike Wead/Andy La Roque brillieren hart riffend, exzellent solierend auf absolutem Weltklasseniveau. Der Protagonist beherrscht auch das Entertainment-Metier hervorragend. WOLF-Bassist Pontus Egberg hat in (u. a. AGHORA/LEGACY OF DISORDER/ IMAGIKA/ Ex- AUTUMN SILENCE, Ex-JUDGEMENT, EX-Bat CASTLE) den arschtight drummenden Schlagzeuger direkt hinter sich. Sein Publikum derart im Griff zu haben, diverse kleine Geschichten zu erzählen, die Live on Stage vertont werden, das hat schon was. King Diamond präsentiert sich gesprächsfreudiger denn je. Früher als bei zahlreichen Acts, wo dieses Ritual erst kurz vor Beendigung vom Set zelebriert wird, folgt die Bandvorstellung von Mr. Diamond nach drei Songs.

Des Öfteren klettert der King genüsslich die Treppe herauf, hält sich am Geländer fest, den Blick auf's Publikum gerichtet, es wirkt als würde er jede Stufe seiner aufwändig Grusel-Deko kennen, King Diamonds Frau Livia Zita ist ähnlich wie bei Schockrock-Master ALICE COOPER fest integrierter Bestandteil im Team. Während der Vorstellung schlüpft sie in verschiedene Rollen auf der Bühne u. a. als Geist, Psychatrie-Insassin, Tänzerin und von Dämonen besessene Großmutter. Noch nicht allzu lange neu ins Team rückte die Griechin Hel Pyre aka Elina Papadogianni (AFTERBLOOD, HEL PYRE NERVOSA ). Da Myrkur fehlte, sprang Hel Pyre für sie ein. Hel Pyre macht ihren Job hervorragend, agiert wie Myrkur mannschaftsdienlich als Live-Keyboarderin und zusätzlich den Hauptgesang des King unterstützende Backgroundsängerin im Hintergrund.

Das nicht nur speziell zur Gruselzeit November gespenstische Riffmonster „Helloween“, ein durch Voodootrommeltakt untermauertes „Voodoo“, dann folgt erstmal Pause, der King betreibt rege Fankommunikation, erzählt einige Jokes, doch dann wird es wieder ernst, als er mit ergrauter Haarpracht Großmutter zum Leben erweckt... „Them“, danach führt die weitere Reise Düster melancholisch in die Kindheit zweiter kleinen Mädchen die in finsterer Vergangenheit gefangen möglicherweise als nachfahrinnen einer bösen Hexe bizarre Spiele betreiben...

Nach der Horrorinszenierung folgt der heroisch finster-epische Titeltrack vom gleichnamigen Album „Eye Of The Witch“. Mit enorm starken Restprogramm - „Sleepless Nights“, „Out From The Asylum“, „Welcome Home“ und „The Invisible Guests“ - lässt der 'King' nichts mehr anbrennen, er hat richtig Bock auf's Touren, das wird allein erst recht daran deutlich, dass er im Laufe seiner Darbietung den unpassenden, wiederholt geäußerten Wunsch eines Fans nach „Come To The Sabbath“ mit trockener Bemerkung reflektiert, das dieser Song auf der nächsten Tour gespielt wird, womit der King augenzwinkernd eine (u. a. in Deutschland Halt machende) Tour für kommendes Jahr 2026 mit MERCYFUL FATE ankündigt.

Anmerkung: Zwischen KING DIAMOND und MERCYFUL FATE gibt es einen gravierenden Unterschied: KING DIAMOND braucht eine opulent ausgefüllte Bühnenshow, bei MERCYFUL FATE ist derartiger Aufwand nicht erforderlich. Im Band Line Up beider Combos gibt es erhebliche Unterschiede: Mit Ausnahme von Gitarrist Mike Wead steht kein weiteres KING DIAMOND-Bandmitglied in Reihen von MERCYFUL FATE. In punkto Songaufbau gibt es ebenfalls Unterschiede.

Nach phantastischer Show verlässt ein vom lautstark applaudierend Zugabe fordernden Publikum geflashter King Diamond mit erlesener Band die Bühne. Überall Begeisterung, keiner verlässt enttäuscht den Schlachthof Wiesbaden. In derartiger Verfassung steigt die Freude auf den nächsten Deutschland-Besuch von KING DIAMOND/MERCYFUL FATE - unabhängig für welches Band-Line Up sich Maestro Diamond entscheidet,ins Unermessliche.

Folgende Perlen hielt der Diamanten-König in Wiesbaden bereit:
Funeral
Arrival
A Mansion in Darkness
Halloween
Voodoo
"Them"
Spider Lilly
Two Little Girls
Eye Of The Witch
Sleepless Nights
Out From the Asylum
Welcome Home
The Invisible Guests

Ein Extra-Danke geht an Melissa Hart für 3 herrliche Fotos zu diesem Bericht.

Bericht: Michael Toscher, Fotos: Melissa Hart und Michael Toscher