INCANTATION - Kassel

05 incantation
Konzert vom 03.06.2025

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INCANTATION

30 Jahre INCANTATION (ehemals REVENANT, das war 1985 ehe sie sich umbenannten) mit Tourstopp in der Goldgrube Kassel bedeutet: Pflichtbesuch! 1989 von Paul Ledney und John McEntee gegründet, zählen diese Veteranen zu den gestandenen dienstältesten mitunter wichtigsten Institutionen im Death Metalsektor obgleich Namen wie MORBID ANGEL, DEATH, OBITUARY oder CANNIBAL CORPSE bekannter sind, gehören INCANTATION nichtsdestotrotz in den erlauchten Kreis der besten US-Death Metalbands im Genre. Schlugen „Entrantment of Evil“-EP 1991 und 1992er Debüt „Onward To Golgatha“ und Nachfolgealben mächtig in der Extremhärtnerszene ein, entwickelten sich INCANTATION seit Gründung 1989 zu einer trotz Höhen, Tiefen und Bandinterner Besetzungswechseln unverwüstlich geballten Live-Macht, deren meisten Studioalben (nicht alle) sichere Konstanten im Genre sind. Ohne diese wichtigen Pioniere würde der US-Death Metal-Szene gehörig etwas fehlen...

Zunächst bleibt es 60 Minuten ruhig, da kein Special Guest (wie laut Plakat angekündigt!) als Vorband auftritt, was schon verwundert. Innerhalb solcherart gedehnter Pause besteht Gelegenheit, zum Erwerb von Shirts (fünf in verschieder Farbkombination stehen zur Auswahl), Tonträgern (CD's, Vinyl) und Patches, der Bandlogoschriftzug wird gleich in vier Farben - grün, gold, rot und weiß - angeboten.

Umso gespannter harren etwa 80 Leute darauf, was nun als nächstes passiert... nährte der Goat auf dem Coverartwork wilde Spekulationen im Vorfeld, stellt sich ernüchterndeweise heraus, dass keine Vorgruppe sich aufzutreten bereit erklärte, was bei einer Death Metal-Legende wie INCANTATION doch erstaunt. Das Image mit Gehörntem Ziegenbock bezieht sich auf die Einstellung der inhaltlich recht deutlich mit dem Black Metal anbandelnden, jedoch musikalisch im Death Metal sich zu Hause fühlenden Band. Nach endlos gedehnter Verzögerung ohne Vorband darf der Hauptact später den Bretterwald betreten, damit noch einige Leute mehr in die Location kommen.

INCANTATION
Kurz nach 21:00 Uhr geht es los. Zunächst drehen alle vier Bandmitglieder den Fans ihren Rücken zu, schwören sich vor Beginn gegenseitig Fäuste aneinander gestreckt haltend als Team ein, danach drehen sich die Musiker zu den Fans um, starten von Beginn an ohne viel Federlesens mit der 'Onward To Golgatha'-Abrissbirne „Devoured Death“ bei gewaltig Druck auf der Wumme. Bandgründer John McEntee lässt sich einige Ansagen nicht nehmen, fordert gern das Gehörnten Zeichen skandierend Reflexion seitens Death Metallerschaft und merkt, da geht was: Der Ruf der Goldgrube hat sich bis zum Todesbleiquartett aus den US-Bundesstaaten North Carolina, Ohio und Pennsylvania herumgesprochen. 36 Jahre Death Metal (sind kein Pappenstil!) spannen den Bogen von den drei starken 90er Dekade-Alben 'Onward To Golgatha', 'Mortal Throne Of Nazarene'/'Upon The Throne Of Apocalypse', 'Diabolical Conquest' über spätere Death Metalhämmer wie The Infernal Storm' oder 'Vanquish in Vengeance' bis zum aktuellen Studiorelease 'Unholy Deification', wobei letzteres Album völlig unberücksichtigt bleibt; dafür fährt die US-Death Metalinstitution ein massiv killendes Brett, mit erlesener Setlist dessen unheilige Botschaften sich unverhohlen rebellisch, aggressiv-zynisch gegen eine allzu bekannte Weltreligion deren Glaube und Weltanschauung richten.

Licht und Sound sind prima eingestellt. Wirklich eindrucksvoll, welch intensiv ungeschliffen raue Death Metal Urgewalt das US-Death Metal – Quartett bei schweren Riffankern, wuchtigen Mid-Tempogrowern pfeilschnellen Grinddeath-Attacken und Tempo gedrosselt ins Doomige übergehenden Bremsklötzen vom Schwerekaliber„Shadows Of The Ancient Empire“, „The Forsaken Mourning of Angelic Anguish“, „Iconoclasm of Katholizism“,„The Ibex Moon“, „Impending Diabolical Conquest“ und „Abolishment Of Immaculate Serenity“auf die Bühne legt. INCANTATION räumen vor begeisterter Fankulisse komplett ab. Obwohl weitaus weniger bekannt als MORBID ANGEL, DEATH, OBITUARY oder CANNIBAL CORPSE, (was eventuell den zeitlich verzögerten Beginn erklärt) sind, ändert es nichts an deren massiver Durchschlagskraft, die Songauswahl gibt keinen Anlass zur Kritik. INCANTATION werden ihrem Ruf als brachiales Killerkommando gerecht, alle Bandmitglieder sind bestens aufeinander eingespielt.

Ersatz-Bassist Shoi Sen (für Chuck Sherwood ins Team gerückt), bildet mit dem genauso präzise wie ein Schweizer Uhrwerk hämmernden Schlagzeuger Charlie Koryn der seinen Vorgänger Kyle Severn hervorragend ersetzt, eine undurchdringbare Rhythmussektion, arschtight bis auf den Millimeter (!), Frontmann John McEntee und Leadgitarrist Luke Shively geben mit zwei mörderisch Schädel spaltenden Äxten bei erstklassigem Stageacting wo ordentlich die Mähne wirbelnd Vollgas bis zum Anschlag dominieren. Rauschebartträger John McEntee (im einprägsamen MORBID ANGEL-Shirt auftrend,) growlt sich zornig allen Frust von der Seele – Misstände der Kirche hohnspottend mit satter Portion Wut im Bauch anprangernd. Am Schluß hält Bandleader John McEntee das SaitenInstrument demonstrativ in Richtung Fans die es gern anfassen dürfen. Zugabe bleibt aus, dafür gehen um 22:30 die Lichter an.

Fazit: INCANTATION waren eine geballte Live-Macht in der Goldgrube! Was für ein Abriss! Es wäre aus Sicht des verfassenden Individuums nicht anders von dieser gestandenen US-Death Metal-Institution zu erwarten gewesen. Schade, dass aus unerfindlichen Gründen keine Vorband auftrat - ungeachtet dessen hinterließen INCANTATION durchweg bleibenden Eindruck.

Hier nocheinmal die Setlist mit der INCANTATION die Goldgrube zerlegten:
1. Devoured Death
2. Shadows Of The Ancient Empire
3. Lusting Congregaton of Perpetual Damnatin (Eternal Eden)
4. Triumph In Blasphemy (Instrumental)
5. The Forsaken Mourning Of Angelic Anguish
6. Twisted Sacrilegius Journey Into Our Darkest Neurotic Delirium
7. Emaciated Holy Figure
8. Iconoclasm Of Catholicism
9. Concordat
10. Immortal Cessation
11. Carrion Prophecy
12. Profanation
13. The Ibex Moon
14. Impending Diabolical Conquest
15. Abolishment Of Immaculate Serenity

Bericht und Fotos: Michael Toscher