URIAH HEEP - Stuttgart

12 uriahheep stuttgart 07Konzert vom 07.12.2022

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URIAH HEEP

Der neuerliche kulturelle Umbruch blieb zum Glück aus, in Corona-Zeiten sah es ja so aus, als ob viele Errungenschaften aus der Aufbruchszeit verloren gehen würden. Damals in Zeiten von Woodstock und den 68ern fanden viele prägende Bands zusammen, kein Wunder, dass einige Jubiläen verschoben werden mussten, wie auch das der britischen Institution. Doch Mick Box und seine Kollegen saßen nicht untätig rum, nach der Music & Stories-Rundreise ging es an die Arbeiten zum nächsten Album, das lange im Kasten ist. Doch zuerst wollten 50 Jahre URIAH HEEP gefeiert werden, zu welchem Zweck man sich so einiges einfallen ließ, speziell für Nostalgiker unter den Fans. Nach drei Monaten quer über den Kontinent war FFM-ROCK fast am Ende in Stuttgart dabei.

Als das Licht langsam erlosch, erschienen auf der großen Leinwand, die eher ein überdimensionales Bettlaken darstellte eine ganze Reihe Videoclips. In denen gratulierten viele Weggefährten und Fans wie Rob Halford, Steve Lukather, Paul Stanley und natürlich Pete Agnew zum Dienstjubiläum. Danach erschienen die Fünf in einem ungewöhnlichen Setting, vor allem das Schlagzeug war sehr minimal konfiguriert, dazu Barhocker, auch wenn Davey Rimmer seinen elektrischen Bass dabei hatte. Schaute man sich noch die ständig drehenden simplen Lichtbalken auf dem weißen Tuch an, so vermittelte die Szenerie den Eindruck des Innersleeve-Fotos vom Debüt.

Klar war der Effekt ebenso wie die reduzierte Interpretation ein Versuch die Anfangszeiten wieder aufleben zu lassen. Die Herren spielten ihre eigene Vorband und brachten neben neuen Arrangements auch eine Reihe selten bis nie gehörter Titel zum Besten. Klar kamen die Hits nahe an die üblichen Fassungen, der große Hit hierzulande vom „Innocent Victim“-Longplayer hatte schon immer was von SMOKIE. Was die Zuschauer nicht davon abhielt sich zum ersten Mal aus ihren Sitzen zu erheben und sich lautstark bemerkbar zu machen. Öfter auch mal elektrisch gespielt wurde höchstens noch der Folksong der Sechziger, der aktueller denn je ist und dementsprechend intensiv dargeboten wurde.

Mitreißend war trotz der ruhigen Ausrichtung schon der Opener aus „Sweet Freedom“, der wunderbar versponnen rüber kam. Wer hätte gedacht, dass der sonst die Orgel so dröhnen lassende Phil Lanzon so feinfühlige Pianotexturen liefert und sich in die entspannte Dynamik einordnen kann. Das entlockte den Klassikern völlig neue Facetten, die im luftigen Sound des Hegel-Saals sehr gut zur Geltung kamen. Lanzon durfte auch später noch zwei Titel alleine mit Sänger Bernie Shaw als Pianoballade interpretieren, wo sogar auf das schwächere „High And Mighty“ zurückgegriffen wurde. Und noch einmal auf The Magician´s Birthday“ die beiden 72er Scheiben standen hoch im Kurs.

Da wurden gleich mehrere Stücke von „Demons And Wizards“ in einem Medley zusammengefasst, bei dem sich der gute Phil an der Orgel etwas zurück nahm und Mick Box an der Klampfe mehr Raum ließ. Auch in sitzender Position schien das letzte verbleibende Gründungsmitglied Spaß an der Sache zu haben, gerade weil er Mal anders arrangieren durfte. Viel anders als sonst war der Abschluss des akustischen Teils nicht, der sonst die Konzerte beschließt, die berühmten zwei Akkorde wurden stets stromlos intoniert, und singen hätte Shaw selbst nicht müssen. Da stand selbstredend alles bis auf die oberste Empore und machte nicht nur beim recht simplen Refrain richtig Alarm.

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Setlist URIAH HEEP akustisch:
Circus
Tales
Free Me
Come Away Melinda
Confession/Rain
The Wizard/Paradise/Circle Of Hands
Lady In Black

Nach einer kurzen Pause, den man zum Betrachten diverser Memorabilien aus einem der Band gewidmeten Museum nutzen konnte blieb erst einmal jeder brav sitzen. In der Ausstellung gab es tolle Photos aus der Frühzeit und Tourshirts, die an alte Livehochburgen erinnerten. Im Saal ging es mit einer Einspielung aller früheren Mitglieder und einer kleinen Historie weiter, bevor der Vorhang fiel und den Blick auf ein knallbuntes Bühnenbild freigab, in welches die Band stürmte.
Was gerade Box mit seinem über 70 noch auf die Bretter legt ist phänomenal, seine Energie scheint nie zu versiegen, ebenso sein Enthusiasmus und sein Dauergrinsen. Auf seinem Arbeitsgerät vollführte er immer kleine Kunststücke, dehnte die Saiten oft nur mit der linken Hand, während er mit rechts seine Gitarre zu dressieren schien. Seine Soli lebten von den lang gezogenen Tönen, sein Spiel war unnachahmlich und definiert den Sound seiner Band bis heute.

Ihren heutigen Status definierte Mitte der Neunziger als es um den Classic Rock nicht gut bestellt war das großartige „Sea Of Light“, mit dessen Opener man dann auch in den elektrischen Teil einstieg. Sofort erhoben sich alle Anwesenden von den Sitzen und fanden sich dort nur noch selten ein, nicht nur die Band rockt immer noch, auch die Fans. Und wie die Formation rockt, da ist einfach so viel Dampf dahinter, Russell Gilbrook kann nun sein komplettes Set aufbauen und sich richtig darauf austoben. So interessant es zu sehen war, wie sich der muskulöse Mann in der akustischen Version zurücknehmen konnte, dem Song diente, hier liegt seine wahre Bestimmung.

Ebenso noch ganz ansehnliche Muckis präsentierte der Frontmann, welche die Weste sichtbar machte. Seine Agilität war beeindruckend, jeden Zentimeter der Bühne wurde abgeschritten, wenn er nicht am Singen war, feuerte er wahlweise seine Mitstreiter oder das Publikum an. Kein Wunder, dass er sein Mikroholster patentieren musste, wenn er das Ding nicht brauchte, war der Mikroständer nicht immer in der Nähe. Dazu war auch seine Gesangsleistung über die zwei Stunden hinweg großartig, selbst die hohen Töne saßen. Doch bei URIAH HEEP reicht das alleine nicht, so dass er sich mit ausladender Gestik als der große Geschichtenerzähler präsentierte und die Emotionen visualisierte, welche die Kompositionen tragen.

Da wollte die graue Eminenz hinter den Tasten nicht nachstehen und nutzte jeden Freiraum, den sein Spiel zuließ, um ebenfalls die Melodien mit den Händen in die Luft zu malen. Meist an der Hammond unterwegs entlockte er auch dem Synthesizer interessante Töne. Bei den Backgroundchören erwies er sich ebenso als Aktivposten, wie auch der Viersaiter vor ihm auf der rechten Seite. Rimmer ist mittlerweile voll bei der Truppe angekommen und durfte auch mal ein kleines Solo einstreuen. Dass er immer wieder die Nähe seiner Kollegen suchte, Blicke austauschte und mit ihnen spielte hatte ein verbindendes Element. Dabei bräuchte es das gar nicht, denn der Soundteppich war so dichtgewebt, dass es einfach mit riss.

Vor allem weil man an dem Abend viele Klassiker im Gepäck hatte, die gewohntermaßen die lautesten Reaktionen hervor riefen. Jünger als der Eröffnungstitel waren gerade noch zwei Songs, dafür wurden einige Nummern ausgepackt, die schon länger nicht mehr auf der Agenda standen. Neben den angesprochenen Scheiben erfreute den Verfasser dieser Zeilen ein Ausflug in „Firefly“-Zeiten, dem erklärten Lieblingsalbum. Leads, Satzgesang, Drama, das Stück hat alles was URIAH HEEP ausmacht.
Ebenso wichtig zu sehen, wie sich zwei echte Headbanger seit Jahren in der Setlist halten, das Feuer war spürbar. Was auch für die Zuschauer galt, welche sich als textsicher erwiesen und die Herren auf der Bühne immer wieder antrieben. Natürlich blieb die große Bewegung aus, aber das ist mittlerweile auch bei den nicht bestuhlten Konzerten der Fall ist, man wird nicht jünger. Was der Begeisterung für diese komplette Vollbedienung keinen Abbruch tat.

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Setlist URIAH HEEP elektrisch:
Against The Odds
The Hanging Tree
Traveller In Time
Between Two Worlds
Stealin´
Too Scared To Run
Rainbow Demon
What Kind Of God
Sunrise
Sweet Lorraine
Free´n´Easy
July Morning
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Gypsy
Easy Livin´

 

Weitere Fotos von der Show gibt es >hier<

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