ANA POPOVIC - Bensheim

12 anapopovic tourflyerKonzert vom 10.12.2021

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ANA POPOVIC

So langsam treibt die Pandemie immer absurdere Stilblüten. Wegen mehrerer ausgefallener Konzerte werden jetzt Tourneen zusammen gestrichen, und dabei Termine nach vorne verschoben. Es sei der gebürtigen Serbin gegönnt, dass sie jetzt früher nach Hause kommt zu ihrer Familie, den Redakteur stellte das vor dezente Probleme. Ich hatte für den ursprünglichen Termin Urlaub genommen, aber für den Freitagabend war auf die Schnelle nichts mehr zu genehmigen. Glücklicherweise erklärte sich ein netter Kollege bereit etwas länger zu bleiben, so dass ich die Arbeit direkt nach dem Konzert antreten musste.

Viele waren nicht gekommen ins Musiktheater Rex, was für alle Beteiligten nicht förderlich war. Doch diejenigen vor Ort ließen sich von keiner Unsicherheit abschrecken und kamen aus Überzeugung, um ANA POPOVIC von Beginn an einen warmen Empfang zu bereiten. Wobei natürlich Maskenpflicht für diejenigen, welche vorne standen schon etwas seltsam war. Aber man muss auch die Musiker vor Infektionen schützen weil Quarantäne das Schlimmste für sie wäre.
Wie immer begann die Band ohne ihre Leaderin und jammte sich lässig ins eröffnende Instrumental zu dem die Dame die Bühne betrat, was alleine für Aufsehen sorgt. Keine Ahnung wo sie ihre Garderobe her hat, doch sie trifft stets genau den richtigen Ton zwischen Sex-Appeal und Eleganz, stilsicher war sie schon immer. Der glänzende Catsuit mit dem weiten Beinen und dem tiefen Ausschnitt war wieder so ein gelungenes Exemplar, während die wilden Locken etwas geglättet waren.

Doch bei ihrem Spiel war das schnell vergessen, der Fokus lag darauf wie ihre Finger über das Griffbrett glitten. Die Leichtigkeit wie sei von schnellen Anschlägen hin zu langen gefühlvollen Tönen wechselt war atemberaubend. Zeit zum Solieren nahm sich die Frontfrau zu Genüge, dabei war auch ihr Stageacting außergewöhnlich. Wie eng sie ihren abgewetzten Stratocaster an sich drückte, ihn wie ein Baby hin und her wog zeigt die Verbundenheit mit ihrem Instrument. Gerne riss sich die Gitarre hoch und übte sich in Posen, wie sie aber in die Knie geht, die Hüfte durchschwingt und spielerisch sicher wieder hochkommt ist einzigartig.

Dabei mochte sie gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, sondern bezog immer ihre drei Mitstreiter ein, die Kommunikation weitete sich öfter auf ein launiges Pläuschchen auf den Brettern ein. Solospots der Herren sagte sie gerne an, so dass die Aufmerksamkeit noch mehr von ihr weg schweifte. Unglaublich war auch Spiellaune des Ensembles, da hätte es gar nicht bedurft das zu sehen, doch die Freude in den Gesichtern ist etwas, das so lange gefehlt hat.
ANA POPOVIC sah das ähnlich, drückte das in den Ansagen aus und bedankte sich öfter als gewöhnlich bei den Zuschauern. Ein wenig aufwärts ging es für sie schon, im letzten Jahr war sie nur mit Keyboarder unterwegs, nun ist zumindest die Rockbesetzung mit dabei. Wobei Rock etwas zu eng gegriffen war, denn mit Buthel Burns und Derico Watson hatte sie eine schwarze Rhythmusfraktion dabei, welche dem Sound ihren Stempel aufdrückte.

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Speziell die Funk-Einflüsse wurden verstärkt, heuer groovt die Begleitkapelle mehr, während man in Europa eine von Bassist Ronald Jonker angeführte treibende Basis gewohnt war. Auch ohne Bläser war da schon ein Unterschied auszumachen, das ging viel mehr ins Bein. Buthel drückte die ganz dicken Saiten, führte ab und an mit der dünnen fünften und brachte mehr Feeling rein.
Mit seinem Slap-Anschlag befeuert er die funky Licks, welche die sechs Saiten durch das Wah Wah-Pedal jagen. Meist stand er mit geschlossenen Augen unter seiner Kopfsocke und dem breitkrempigen Hut da und war in sein Spiel vertieft. Fast hätte man meinen können, er würde ein wenig grimmig dreinblicken, doch wenn der Mann registrierte wie sehr man seine Fingerfertigkeiten beobachtet, zeigte er ein breites Grinsen.

Dies stand Watson die ganze Zeit im Gesicht, das Patrick Esume-Lookalike war ein Ausbund an Spiellaune und Energie, wirbelte ein paar mehr Breaks heraus als in den Studioversionen und agierte ein Stück weit jazziger. Sein Stil war so ungewöhnlich wie seine hoch gestimmte Snare, ab und an sprang er sogar hinter seinem Kit auf. Vor allem das TOM WAITS-Cover wurde von der kompletten Band so richtig jazzig auseinander genommen. Da glänzte Michele Papadia, der weiter an ihrer Seite agiert mit einem feinen Pianosolo, während er sonst eher mit vollem Einsatz die Orgeltöne drückte.

Neben den stilistischen Ausflügen stieg auch der Soul-Faktor an, der Blues der guten Ana präsentierte sich viel schwärzer als bisher. Nach den Akustikversionen im letzten Jahr erneut ein neu arrangiertes Programm, bei dem auch viel spontaner gezockt wurde. Buthel und der gute Derico Watson sorgten mit ihren tiefen, kraftvollen Backgroundvocals für die richtige soulige Stimmung und setzten Kontraste zu den weiblichen Backingchören auf Platte. Die machten das Geschehen noch lebhafter, wobei der etwas zu laute Sound ein wenig die Feinheiten versprengte.

Das sollte aber das einzige Manko gewesen sein an dem Abend, bei dem die Fans in einhundert Minuten voll auf ihre Kosten kamen. Sie gaben obschon sie weit voneinander nicht so geschlossen standen so viel zurück wie möglich. ANA POPOVIC bedankte sich mit einer umgehenden Signing-Session am Merch-Stand. Bei der Songauswahl orientierte man sich an den letzten drei Scheiben, welche die an dem Abend dargebotene Variation ihres Stils schon länger manifestieren. Für Gitarrenfetischisten gab es dennoch genügend erdige Momente, es bleibt Geschmackssache. Und wenn sie so tight und beseelt dargeboten wird, ist Musik immer ein Fest.

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Setlist ANA POPOVIC:
Ana´s Shuffle
Can You Stand The Heat
Object Of Obsession
Love You Tonight
Train
Long Way Down
New Coat Of Paint
Last Thing I Do
Wrong Woman
If Tomorrow Was Today
Brand New Man
Like It On Top
Lasting Kind Of Love
Too Late
Can´t You See What You´re Doing To Me/Tribe/Change The World
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Rain Fell Down

 

Weitere Bilder vom Konzert gibt es >hier<

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