ELVENPATH

04 Elvenpath

Mailer vom 16.04.19
Interviewpartner: Till Oberboßel (git.)

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ELVENPATH

FFM-Rock:
Moin Till, meinen Glückwunsch zu einem erneut starken Album. Wie ist aktuell dein Empfinden rückblickend von der Planung, über den Aufnahmeprozess bis hin zur Veröffentlichung von „The Path Of The Dark King“?

Till:
iGude Mike, danke für diese positive Einschätzung! Ich bin auch sehr froh, dass der Brocken nach der ganzen Arbeit geschafft ist. Ein ELVENPATH-Album braucht immer mehrere Jahre, da wir wirklich sehr detailverliebt sind und lange an den Songs basteln. Aber wenn es dann vollbracht ist, sind wir auch immer sehr stolz auf das neue Werk.
Bislang sind die Reaktionen sowohl seitens der Kritiker als auch der Fans durchweg sehr gut, das ist natürlich eine schöne Bestätigung. Wir sind auch sehr zufrieden mit dem Album. Wir waren erneut bei Uwe Lulis im Studio, der uns zu unserer bislang besten Produktion verholfen hat. Da er ja mit ACCEPT gut zu tun hat, konnten wir nur aufnehmen, wenn er mal Luft hatte – daher hat sich die Studiozeit über ein Dreivierteljahr gezogen. Aber das Ergebnis spricht für sich, glaube ich.

FFM-Rock:
Nach dem schon starken Vorgänger „Pieces Of Fate“ habt ihr mit Album Nr. 4 – „The Path Of The Dark King“ noch eine Schippe draufgelegt. Mir ist aufgefallen, dass Dragutin (Kremenovic, voc.) bei Songwriting diesmal mehr als sonst an Texten beigesteuert hat. Wie kommt’s?

Till:
Dragutin hat bereits zum letzten Album vier Texte beigesteuert, das ist also keine neue Entwicklung. Er ist neben mir der hauptsächliche Texter bei Elvenpath. Bei mir entsteht ein Song meist als „Gesamtkunstwerk“, d. h. meistens habe ich beim komponieren auch schon eine Vorstellung des Textthemas. Oli hingegen schreibt nur Musik aber keine Texte. Daher bietet es sich da für Dragutin an, die textliche Seite zu übernehmen.

FFM-Rock:
Interessant finde ich die Trilogie „The Litanies Of Lucifer“, da diese ausschließlich von Oli (Rossow, git), Chris (Flindt, b.) und eben Dragutin komponiert wurde. Deutet das für die Zukunft auf eine mögliche Umverteilung der Verantwortlichkeiten beim Songschreiben hin?

Till:
Das wird man sehen. Grundsätzlich kann jeder seine Ideen einbringen, wenn sie zu ELVENPATH passen und die entsprechende Qualität aufweisen. Wir haben das Glück, gleich mehrere Songschreiber mit zahlreichen Ideen in der Band zu haben, so dass wir uns nicht krampfhaft abmühen müssen, um ein Album zusammenzubekommen.
Wir konzeptionieren kein Album vorab als Gesamteinheit, sondern jeder bringt mal einen Song ein, der dann gemeinsam zurechtgefeilt und eingeprobt wird. Da kann es dann schon mal sein, dass beim einen Album Musiker A mehr anschleppt und beim nächsten Album eher Musiker B. Vermutlich wird immer ein Großteil der Songs von mir kommen, aber ich freue mich, wenn auch die Kollegen einen guten Teil der Stücke für ein Album beisteuern. Im Endeffekt sind es alles ELVENPATH-Songs, unabhängig davon, wessen Name darunter steht.

FFM-Rock:
Irritiert hat mich euer Opener „Combat Zone Europe“, der mit seiner Speed Metal Auslegung fast schon im krassen Gegensatz zum sonst üblichen epischen Material steht. Welche Erklärung hast du als Komponist hierfür?

Till:
So ganz neu ist so was für uns ja nicht, immerhin hatten wir auf den letzten Alben mit „Cellars of Doom“ und „Sons of the Blood Cult“ auch schon recht thrashige Nummern. Aber „Combat Zone Europe“ ist natürlich noch mal eine ganze Ecke drastischer – der schnellste und härteste Song, den es von uns bislang gab. Ich wollte auch gerne mal Blastbeats einbauen und Dragutin wollte mal einen kompletten Song im „Painkiller“-Modus zusammenschreien, also haben wir beschlossen, es uns richtig dreckig zu geben, haha. CAGE waren ebenfalls ein wichtiger Einfluss für diesen Song. Ich liebe ihre Ausrichtung von „JUDAS PRIEST auf Steroide“, wie mein Freund Sean Peck immer sagt. Das hat Spuren hinterlassen. Das Album ist ja insgesamt eher episch und ausladend geworden, da fällt ein solches Stück dann umso mehr auf. Wir haben es daher mit voller Absicht gleich an den Anfang platziert. In jedem zweiten Review steht bei uns immer das gleiche Genöle, dass wir trotz unseres kitschigen Namens ja gar nicht so süßlich klingen würden. Power Metal scheint für viele Leute immer noch als lächerlich und nicht ernst zu nehmen zu gelten. Daher wollten wir als kleine Retourkutsche diesen Song gleich als Ohrfeige zum Beginn präsentieren.

FFM-Rock:
„The Sword Of Gideon“ hat seine eigene Geschichte und die hat nicht mit den sonst meist von euch verwandten Fantasy Stories zu tun. Worum geht es da genau?

Till:
Fantasy ist nur eines von vielen Themen, um die es bei uns geht. „The Sword of Gideon“ hat einen historischen und politischen Hintergrund. 1972 gab es ja den Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München, als insgesamt elf israelische Sportler von Palästinensern entführt und ermordet wurden. Im Folgejahr führte eine Eliteeinheit der israelischen Armee einen Vergeltungsschlag durch, indem sie unter Tarnung nach Beirut eindrangen und drei hochrangige Terroristenführer in ihren eigenen Wohnungen töteten. Das lief unter dem Namen „Operation Frühling der Jugend“. Unter diesem Schlagwort kann man im Internet viele Informationen dazu finden. Wir wollen uns auf keine Seite stellen; der Song ist zwar aus israelischer Perspektive geschrieben, soll aber lediglich erzählen. Rache ist aber immer ein gutes Thema für eine Geschichte; erst recht, wenn man dazu unter Tarnung in die Höhle des Löwen eindringt. Daher hat mich diese Begebenheit fasziniert – sie erscheint fast wie eine moderne Sage.

FFM-Rock:
„The Path Of The Dark King“ weist eine stattliche Gesamtspielzeit von 74 Minuten auf und es gibt gleich mehrere Stücke mit einer Länge von über sieben Minuten. Von ELVENPATH kennt man ja längere Epen, aber jetzt gleich so zahlreich? Wie erklärt sich das?

Till:
Auch das war nicht vorab geplant. Wir neigen in der Tat zu langen Songs, auf dem neuen Album sind wir aber auch für unsere Verhältnisse recht ausladend geworden. Hat sich einfach ergeben – wir schauen nicht auf die Uhr und wollen einen möglichst langen Song zusammenzimmern, aber es kommt doch öfter vor, dass ein Stück, wenn es dann fertig ist, wieder eine Menge Spielzeit auf die Waage bringt. Das ist natürlich nichts für Leute, die es kurz und knackig mögen, aber wir lieben diese Detailfülle. Daher werden solche langen Stücke auch immer Bestandteil eines ELVENPATH-Albums sein. Es macht es nur nicht einfacher, eine Setlist für Konzerte zusammenzustellen. Irgendwann müssen wir wohl doch anfangen, dreistündige Shows zu spielen, um eine adäquate Zahl an Songs unterzubringen.

FFM-Rock:
Markus Vesper hat, wie schon zu „Pieces Of Fate“, das Artwork zum Frontcover beigesteuert. Gibt es zum Bild selbst oder zur abgebildeten Person irgendwelche berichtenswerten Hintergrundfakten?

Till:
Der Metaller im Vordergrund taucht ja schon zum dritten Mal bei uns auf. Wir sehen ihn an einer Weggabelung im Wald, wo er sich nun entscheiden muß. Der eine Weg erscheint hell und freundlich, dort trifft man aber auch auf den titelgebenden dunklen König, welcher symbolisch für Verführungen im Leben, vor denen man sich hüten sollte, steht, z. B. Überbewertung materieller Dinge, Propheten oder andere Führer mit einfachen Antworten auf komplexe Sachverhalte etc. Der andere Weg erscheint düster und steinig, ist aber eben nicht der Weg des geringsten Widerstands. Wer genau hinschaut, erkennt dort im Dickicht auch noch den Drachen, der wiederum positive und edle Werte symbolisiert. Sowohl der Metaller als auch der Drache waren ja bereits auf unseren beiden letzten Covern zu sehen. Es war zwar nicht beabsichtigt, aber offenbar haben wir mittlerweile gleich zwei Maskottchen, die uns begleiten. Und den steinigen, dornigen Weg kann man natürlich auch als symbolisch für unsere „Karriere“ als Band sehen, haha.

FFM-Rock:
Eine Frage zum Stand der Dinge in Sachen Produktion eines weiteren LUCID DREAMING Albums soll mal gestattet sein. Wie sieht es dahingehend aus?

Till:
Das dritte Album ist am entstehen und dürfte dieses Jahr fertig werden. Ist jetzt auch schon wieder länger in der Mache – die Aufnahmen haben bereits im vorletzten Winter begonnen -, aber bei vielen involvierten Personen muss man eben auch auf viele warten. Das ist dann wie ein Puzzle, wo nur alle paar Wochen oder Monate mal ein Stück dazukommt. Aber es erscheint mir realistisch, dass wir dieses Jahr fertig werden, so dass eine Veröffentlichung 2020 möglich sein sollte. Das Album wird die Trilogie über die Chroniken von Prydain abschließen. Weitere Alben werden voraussichtlich andere Themen behandeln, aber 2020 darf man sich noch mal in die Weiten der walisisch inspirierten Fantasy begeben. Freut euch drauf!

FFM-Rock:
Im Gegensatz zu LUCID DREAMING, dessen beiden Alben bislang über ein Label veröffentlicht wurden, bleibst du mit ELVENPATH der eigenverantwortlichen Vermarktung treu. Gibt es dafür einen speziellen Grund?

Till:
Es ist einfach eine Frage der Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen. Bei einer Labelveröffentlichung wird einem einiges an Arbeit abgenommen und man hat (im positiven Fall) einen guten Vertrieb. Im Gegenzug hätte eine Band mit unserem Status dadurch deutliche finanzielle Einbußen. Wer die heutzutage üblichen Verträge kennt, weiß, dass Labels schon lange kein Studio mehr bezahlen sondern im Gegenzug noch „Veröffentlichungsgebühren“ verlangen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und wenn man viel live spielt und selbst Kontakt zu manchen Vertrieben hat, kann man seine CDs auch so gut unter die Leute bringen. Hieraus ergibt sich auch, weshalb ich bzgl. LUCID DREAMING eine Labelveröffentlichung als sinnvoller erachte. Ein Studioprojekt ohne Livepräsenz muss anders beworben und vertrieben werden. Daher ergibt das dort mehr Sinn als bei Elvenpath.

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon wieder am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Till:
Vielen Dank, dass ich uns hier vorstellen durfte! Alle sind herzlich eingeladen, uns auf www.elvenpath.com und www.facebook.com/elvenpathmetal zu besuchen - und bei einem Konzert sowieso. Stay Metal!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                                            Foto by Elvenpath

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