REBELLION – Pohlheim, Proberaum


Interview vom 27.10.12
Interviewpartner: : Stephan Karut (Git.), Matthias Karle (dr.), Oliver Geibig (git.), Michael Seifert (voc.), Thomas “Tomi” Göttlich (b.) – v. links nach rechts.

Homepage:
www.rebellion-metal.de

F-R:
Zunächst mein Danke an alle in die gesellige Runde und die schöne Probe hier eben, hat sich schon mal gut angehört. Für meine Ohren war das ein Schmaus, wieder mal REBELLION „live“ zu hören. Auch meinen Glückwunsch zu eurem neuen Album „Arminius – Furor Teutonicus“. Bevor wir aber heute das Album näher beleuchten, möchte ich noch einmal den Ausstieg von eurem langjährigen Weggefährten und musikalischen Hauptsongwriter Uwe Lulis (git.) sowie Simone Wenzel (git.) und Gerd Lücking (dr.) aufgreifen. Was waren die genauen Gründe hierfür?

Tomi:
Uwe hat einfach mehr Erfolg von der Band erwartet. Wir hatten vier, fünf Platten zu dem Zeitpunkt draußen, die alle qualitativ richtig hochwertig waren. Wir haben gut gearbeitet, wir haben live gut gespielt und die Verkäufe waren unter 1000 oder so. Für mich ist das ok. Ich hab gesagt, mir macht das einfach Spaß, mir reicht das. Und Uwe wollte halt einfach mehr. Ich denke, Simone und Gerd haben das auch so gesehen. Sie haben einfach mehr erwartet und waren vielleicht auch nur enttäuscht, keine Ahnung. Für mich wichtig ist, dass es friedlich gelaufen ist, gerade mit Uwe – wir mussten ja schon Dinge auch auseinander rechnen, da ging’s auch um Geld. Ich hab also schon gemerkt, dass er sich bei den Gesprächen über seine Grenzen hinweg auf mich zu bewegt hat. Und ich denke, das hab ich für meinen Teil auch so getan, denn unsere Vorstellungen sind nicht immer unterschiedlich. Und da hab ich schon gemerkt, dass er auch wollte, dass das friedlich bleibt. Das ist mir ganz wichtig, denn ich habe mit dem Uwe so lange Musik zusammen gemacht, seit über 20 Jahren, da möchte ich mich mit ihm eigentlich nicht streiten. Und mit den anderen war es auch friedlich. Simone kommt z. B. morgen vorbei, als Gast einfach. Von daher gesehen haben wir da noch einen guten Draht.

Micha:
Das war irgendwie eine Situation, wo ein gewisser Frust da war. Was die Gründe dafür waren ist jetzt schwer zu sagen. Das hat Tomi ja schon so ein bisschen beleuchtet. Ob das jetzt der einzige Grund war, ist auch schwer zu sagen. Auf jeden Fall war die Stimmung irgendwie innerhalb der Band nicht mehr so top, und es war einfach so der Punkt, wo sich entschieden hat, ob die Band jetzt kaputt geht, sich auf Eis legt oder eben weiter macht. Ich denke, wir haben auch beide eine Zeit lang überlegt, ob es Sinn macht, irgendwie weiterzumachen, gerade als dann klar war, dass die andern aussteigen werden. Aber irgendwie fragt man sich dann ja auch: Wofür haben wir das jetzt 8, 9 Jahre lang gemacht, wenn man dann die Band einfach so im Sande verlaufen lässt? Und letztendlich war es uns beiden dann eben zu wichtig, als dass wir das dann haben so passieren lassen. Wir haben uns dann einfach, ich glaub beim Whisky sogar (Gelächter), entschieden, dass wir versuchen weiter zu machen, versuchen neue Leute zu finden. Das war eigentlich im Prinzip so der Punkt.

F-R.:
Und der Punkt ist jetzt genau die Überleitung für die nächste Frage: Ihr wolltet REBELLION ja offensichtlich am Leben erhalten habt ihr gesagt und habt mit vielen Auditions, mit teilweise namhaften Interessenten eine neue Band aus eher unbekannten Musikern zusammengebastelt. Wieso erhielten Oliver Geibig (git.), Stephan Karut (git.) und Matthias Karle (dr.), die hier mit in der Runde sitzen, den Vorzug vor allen anderen?

Tomi:
Vielleicht so als Einleitung ganz kurz: Wenn der Oliver es nicht gemacht hätte, hätte ich nicht weitergemacht, weil der Oliver ein Produzent ist, der die Qualität vom Uwe hat. Er hat einen ganz anderen Stil, aber handwerklich hat er die Qualität vom Uwe. Vom Gitarrenspiel her ist er der Einzige, der eine Chance hat von der rechten Hand, dahin zu kommen, wo Uwe ist. Uwe ist Weltklasse, was die rechte Hand betrifft, und Olli hat gerade mit den neuen Songs, die wir uns hier erarbeitet haben, wirklich gearbeitet an der rechten Hand. Ist unglaublich, was da passiert ist. Und wir kennen uns einfach schon seit – keine Ahnung – 25 Jahren. Wir wissen genau, wie wir miteinander umzugehen haben, d. h. ich weiß, wann ich meine Fresse zu halten hab und den alten Mann einfach mal nen alten Mann sein lasse, und ich denk, er weiß das umgekehrt bei mir auch. Das ist eine gegenseitige Wertschätzung miteinander. Deswegen war der Olli eigentlich der erste Mann.

Olli:
(lachend) Ich hab keinen Whisky gekriegt, nee. Wie gesagt, wir kennen uns halt schon ewig, machen auch schon länger in einer anderen Band zusammen Musik. Das ist dann quasi meine Band, wo er Bass spielt und ich spiel in seiner Band Gitarre. Deshalb hat sich das irgendwann ergeben. Er hat irgendwann erzählt von REBELLION. Er weiß nicht, ob’s weitergeht, Uwe würde aussteigen. Und da hab ich aus Spaß erstmal gesagt, ochja, mach ich mit, das ist doch super, Gitarrespielen macht ja Spaß. Vorher hab ich, glaub ich, 15 Jahre keinen Metal mehr gespielt, also immer Rock, Klassik-Rock, Hardrock und so Zeug. Da hab ich gesagt, kein Thema, mach ich mit. Und dann war’s das, hab ich mitgemacht.

Micha:
Es ist ja auch wichtig, dass die Band die Möglichkeit hat, regelmäßig zu proben. Es ist schon schwierig, weil ich eben aus anderen Gefilden komme, also oben von Osnabrück her. Ich hab immer 300 km, die ich fahren muss, wenn wir was zusammen machen. Das war uns halt wichtig, dass die Band, zumindest die musikalische Fraktion, eben regelmäßig proben kann, weil es sonst irgendwie keinen Sinn gemacht hätte.

F-R.:
Und bei den anderen beiden verhält sich das dann ähnlich, schätze ich mal?

Tomi:
Wir hatten eigentlich einen Schlagzeuger aus Tschechien genommen. Matthias hat bei uns am Anfang auch schon vorgespielt und hat im Prinzip den 2. Platz gemacht – keine schlechte Empfehlung, nicht bös gemeint. Das hat dann mit dem Tschechen, der ein supernetter Typ und ein megageiler Schlagzeuger ist, einfach nicht funktioniert. Der Matthias kann halt das gut, was der nicht kann: Der Matthias groovt ziemlich geil, hat ein unglaubliches Gefühl für die Snare. Aber mit dem Doublebass-Spielen muss er einfach noch ein Jahr dran arbeiten, also da mal eben 180 Beats locker wie Gerd das gespielt hat, das ist halt für ihn echt noch eine Herausforderung. Aber weißt du, der Mann arbeitet, der ist jung, der will und der fährt jedes Mal 70 km für ne Probe und das ist denk ich mal, unser Schlagzeuger.
Der Stephan, das ist ein uralter Kumpel von mir. Da saß ich eines Morgens am Tisch mit meinem anderen Schlagzeuger, als da noch der Tscheche in der Band war, und da war er grad da zu Besuch. Der fragt: „Du bist auch Musiker?“ „Ja, das ist ein geiler Gitarrist.“ Sagt der: „Hey, warum spielt der nicht bei REBELLION? Wir suchen doch nen Gitarristen.“ Da kam mir das für mich erstmal so. Wir hatten eigentlich erst jemand anders genommen, hatten hier ne normale Probe im Proberaum, und wir haben einfach keinen Dialog gefunden. Der Stephan war zufällig da, weil er seinen Gitarren-Amp dem Olli zum Vorspielen bringen wollte. Da hab ich gedacht: Mit dem Typ hier, mit dem Stephan, das fühlt sich im Proberaum total geil an. Und ich will einfach ein geiles Bandgefühl haben. Sicherlich, der Typ hat noch nie Metal gespielt, das könnte ja ein Risiko sein (großes Gelächter). Aber der bringt halt, das muss man auch sagen, so ein Gefühl für Musik hier rein. Weißt du, der kommt aus dem Jam-Bereich. Ich kannte das gar nicht, dass man im Proberaum erstmal jammt, irgendwie ne halbe Stunde einfach mal nur so anspielt. Das machen Metalbands ja irgendwie nicht so richtig. Und das bringt der Typ einfach so rein. Und das ist das, was die neue Band einfach so ein bisschen von der alten unterscheidet, wo man sagt, das ist was Altes, das ist was Neues. Viel davon ist durch den Stephan gekommen.

F-R.:
„Arminius – Furor Teutonicus“ wurde nach der Wikinger Trilogie jetzt auch wieder ein Konzeptalbum über Armin den Cherusker. Als musikalischer Geschichtsunterricht sind diese Themen sicherlich sehr wertvoll, da sie von dir gut recherchiert und umgesetzt sind, aber hast du keine Bedenken, dass eure Fans ob der ganzen Konzepte REBELLION nicht irgendwann überdrüssig werden?

Tomi:
Naja, wer Interesse daran hat, der kann das im Booklet nachlesen. Wir haben auf 16 Seiten kiloweise historische Informationen. Ich hab das alles wirklich kommentiert, warum das so und nicht anders ist. Warum ich mich entschieden hab, das so zu gestalten: Dieser Prozess, was ein Romanschreiber eigentlich auch macht, an Stellen, wo man nicht weiß, ob das so oder so gewesen ist, kann man sich dafür entscheiden. Das hab ich da kommentiert und veröffentlicht. Wer das will, der kann das gern nachvollziehen und kann sich damit beschäftigen, und wen das nicht interessiert, der lässt das einfach links liegen. Ob die Texte jetzt so oder so sind, das ist ja dann für die Leute, die so unsere Musik hören, im Prinzip egal. Das ist jetzt nicht negativ gemeint, sondern wer es nicht braucht, der muss ja nichts damit anfangen. Das ist ein kostenloses Angebot.

Micha:
Mal andersrum gedacht: Hätten wir jetzt kein Konzept gemacht, dann wäre es wieder für viele unserer Fans oder für die Leute, die unsere Musik eben zu schätzen wissen, eine Enttäuschung gewesen. Denn dann hätten sie wieder gesagt, warum ist das jetzt kein Konzept, das war ja so schön. Das ist letztendlich eine Entscheidung, die man einfach treffen muss, ob man da irgendwie weitermachen will. Und letztendlich ist es das, was REBELLION irgendwie stark gemacht hat, historische Konzepte zu machen.

F-R.:
Soll es dann auch in der Zukunft in die Richtung weitergehen?

Micha:
Ist schwierig zu sagen. Solange uns dazu Themen einfallen. Und da Tomi ja einen gewissen geschichtlichen Background hat, ist das wahrscheinlich, dass wir weitermachen mit Konzepten – schauen wir mal.

Matthias:
Ich hab durch Fankommunikationen mitbekommen, dass die drei Wikinger-Alben in Island im Unterricht eingesetzt werden, und zwar, um den jungen Leuten eben über die Musik das Interesse an den Sagas und an der isländischen Kultur zu vermitteln. Ist ja normal, dass die dann sagen, gähn, langweilig, brauch ich nicht, die alte Scheiße da – und jetzt spielen die denen da das Zeug vor und wird da eingesetzt. Das ist schon irgendwie geil.

F-R.:
Das müsste man in Deutschland auch mal machen (Lachen).

Tomi:
Ja, ich biete dem Land Hessen und sämtlichen Schulen mit meinen CDs da einen guten Kurs an.

F-R.:
Mit Uwe ist nicht nur ein sehr guter Gitarrist von Bord gegangen sondern auch euer Produzent. Mit wem habt ihr „Arminius – Furor Teutonicus“ jetzt aufgenommen und produziert?

Tomi:
Mit wem zu arbeiten? Ich weiß gar nicht, wer war denn das? So ein alter Typ. Der war gut und der war billig, 25 Euro die Stunde (allgemeines Gelächter).

Olli:
Ich war’s. Das ist mein Job. Ich bin Toningenieur und Produzent, mache das seit 15 Jahren hauptberuflich. Im Moment bin ich eher Hausfrau und Mutter, weil wir ein kleines Kind haben und meine Frau ist wieder arbeiten. Aber vorher hab ich das halt 15 Jahre gemacht, und werde das, wenn das Kind im Kindergarten ist, auch weiter dann hauptberuflich machen.

F-R.:
REBELLION werden, wie jetzt auch wieder bei „AFT“ immer noch mit GRAVE DIGGER verglichen, was ich nicht nachvollziehen kann, da die Musik weiter auseinander geht. Wie seht ihr das mit den immerwährenden Vergleichen und wie geht ihr persönlich damit um?

Olli:
Ich will mal kurz sagen: Ich kenn glaub ich drei Lieder von GRAVE DIGGER. Das ist einmal das, was wir spielen, das „REBELLION“ und dann das neue hab ich mir mal angehört, aber sonst kenn ich von GRAVE DIGGER eigentlich nix. Ich muss sagen, ich hör privat wenig Metal. Wir sind eine deutsche Metalband und machen halt keinen, sag ich mal, modernen Metal, sondern … wollen wir es „hausbacken“ nennen? Oder klassischen Metal, genau wie GRAVE DIGGER es halt auch machen. Da kommen die Vergleiche irgendwann, ist halt so.

Stephan:
Bisher hab ich die noch nie vorher gehört außer das REBELLION-Stück. Natürlich hab ich mir in der Zwischenzeit in dem Jahr, wo ich hier mitspiele oder anderthalb Jahren, mal GRAVE DIGGER auf youtube angeguckt. Aber ich glaub, ich hab mir kein einziges Stück fertig angeguckt. Und MEIN Metal ist halt auch ein bisschen mehr so aus den 90ern raus. 80er schon so ein bissi, aber jetzt nicht unbedingt GRAVE DIGGER. Von daher weiß ich auch nicht, wo der Vergleich herkommt.

Matthias:
Ja, gut, wo der Vergleich herrührt, das ist ja ganz klar. Ich hab mich mit der Materie mal ein bisschen auseinandergesetzt und auch von den aktuellen GRAVE DIGGER-Platten bisschen was daheim. Ich finde, bei den Platten aus der Lulis/Göttlich-Zeit sieht man schon vielleicht gewisse Parallelen aus der Anfangszeit zu REBELLION. Aber mittlerweile ist das halt einfach eine eigene Institution. Das hat mit GRAVE DIGGER überhaupt nichts mehr zu tun. Manni Schmidt hat einen ganz anderen Stil an den Tag gelegt bei GRAVE DIGGER. Ich weiß es nicht, woher die Vergleiche kommen und ich find sie auch unpassend.

Micha:
Ich denke, weil der Zusammenhang schon von vornherein immer da ist. Eben einfach, weil wir Ex-Mitglieder aus GRAVE DIGGER haben, ist das schon irgendwie so in den Köpfen drin. Dadurch passiert das einfach, dass das dann auch in der Musik gehört wird. Auf der anderen Seite machen wir natürlich auch mehr oder weniger traditionellen Metal mit rauem Gesang. Wenn man das unter diesen zwei Punkten sieht, ist es ja schon irgendwie die gleiche Richtung. Aber wenn man sich dann etwas näher mit der Musik beschäftigt, müsste man eigentlich erkennen, dass das nicht so sehr viel miteinander zu tun hat. Also, wir hören jetzt nicht jede neue GRAVE DIGGER-Scheibe und machen dann genau das Gleiche. Das wäre ja Quatsch.

Tomi:
So, und ich find den neuen GRAVE DIGGER-Song erstaunlich gut, der Beste, den ich seit Jahren gehört hab. Ich hab immer mal wieder reingehört, wirklich. Das macht mein Verhältnis zu meinen Ex-Bandkollegen nicht anders, aber es ist ihnen sehr gut gelungen. Das Video wäre jetzt nicht so ganz mein Ding, aber der Song ist geil. Ansonsten stört mich das auch gar nicht, warum denn? GRAVE DIGGER ist eine deutsche Metal-Legende, und wenn man uns damit vergleicht, ist das für uns erstmal ne ehrenvolle Sache, dass wir überhaupt in dieser Liga gesehen werden. Und wenn jemand GRAVE DIGGER und REBELLION googelt, dann kommt relativ bei den Ersten auf der Seite auch irgendwas von uns. Das schadet uns ja nicht, das tut uns ja nicht weh und kostet uns auch nichts, von daher gesehen.

F-R.:
Ich hab grad gestern bei euch auf der Seite ein tolles Video gesehen: „Ala Germanica“. Erzählt doch mal bitte was über das Storyboard zum offiziellen Videoclip und seinem sehenswerten Ende. (allgemeines Gelächter)

Tomi:
Wir wollten als Video eigentlich einen anderen Song haben, eben einen von den Schlachtensongs. Dann haben wir gedacht, gut ein paar Germanen und ein paar Römer im Wald irgendwie hinzustellen, das geht schon. Da finden wir irgendwelche Reenactment-Gruppen, die machen das dann. Und dann auf einmal kam von allen Seiten aus „Ala Germanica“ muss es sein. Ist auch eine gute Wahl, weil der Titel eigentlich mega-klischeehaft ist. Das ist eigentlich genau das, was jeder von REBELLION jetzt erwartet. … unglaubliche Power, genau der muss es sein. Dass die Leute erstmal sehen: neue Band, trotzdem klingt’s wie früher, also es ist jetzt nicht was ganz anderes geworden. Dann musste ich auf einmal Pannonier darstellen und brauchte germanische Reiter. Du kannst ja nicht mit zwei Reitern so ein Video machen. Ich hab einen Kumpel, ein Kollege von mir, der ist in dieser Reenactment-Szene und der hat dann ein paar Kontakte hergestellt. Da haben wir dann zwei, drei Leute gefunden, die das organisiert haben und auf einmal hatten wir 10 germanische Reiter, 7 römische Fußsoldaten und 4 Vindeliker, was eigentlich Germanen sind, aber die haben wir dann als Pannonier quasi verkauft. Und so haben wir dann halt zwei, dreimal aufgenommen. Das heißt, wir haben gesagt: Auf der Seite lauft ihr, dann müsst ihr ohne Kameraveränderung noch mal auf der Seite laufen und auf der Seite laufen. Das haben wir drei Mal zusammengeschnitten mit so einem Videotrick. Das ist geil, bei den kurzen Schnitten merkt man das erstmal nicht, dass das so wenig Leute sind. Man muss mal anhalten, du musst mal gucken, da sieht man dieselben Gesichter immer wieder (lacht). Wir haben sie nur durcheinander gestellt, die Reihenfolge geändert. Ganz spannend. Und dann haben wir das live so organisiert, da haben wir einen Tag genommen, da sind die alle gekommen und dann haben wir das alles aufgenommen. Für den Augustus haben wir uns auch über die Reenacting-Szene Original-Klamotten besorgt, was der damals angehabt hat. Ein Kollege von mir, ein Religionskollege, hat den dann quasi gegeben, weil er auch so aussieht wie ein Kaiser. Ich bin ins Lehrerzimmer. Ich brauch noch einen Augustus und da sehe ich ihn da stehen. Mensch, der macht das. Irgendwie die ganze Schülerschaft von meiner Schule, die finden das Video alle geil, aber nicht wegen der Band, sondern weil der Typ da drin ist, weil das so ein 60-jähriger ist, den jeder gut leiden kann. Und so ist das eben alles zusammengekommen. Und dann brauchten wir nur noch eine Location für die Band. Alles hektisch, keine Ahnung, musste schnell gehen und da sagte einer: Mensch, Bunker, da unten. Da sind wir dann in den Bunker rein und haben dann vier Stunden einfach irgendwie rumgealbert und der Videomann hat das aufgenommen. Der Videomann ist ein Schüler von meiner Schule aus der Klasse 13. Der hat ein paar Projekte mit Filmen gemacht, das ist so geil, was der macht. Und der hat jetzt das aktuelle REBELLION-Video geschossen.

Olli:
Muss man mal sagen: das ist der Tom Weinbrenner. Der ist wirklich gut.

F-R.:
„AFT“ klingt wieder etwas erdiger und back to the roots und erinnert mich ein wenig an den Spirit von „Born A Rebel“, dem zweiten REBELLION Album. Wie seht ihr das? Warum kam das so wieder zurück?

Olli:
Das kann durchaus daran liegen: die „Born A Rebel“ hab ich damals auch gemischt. Der Thomas kam irgendwann und sagte: „Hier, hast du nicht Lust unsere Platte zum mischen“. Deshalb ist es vielleicht soundmäßig auch schon so ein bisschen in die eher, wie du gesagt hast, erdigere Richtung, weil ich halt eher auf so einen echten Bandsound stehe. Ich mag’s halt, wenn du hörst: da ist ein Schlagzeug und das Schlagzeug klappert und der Raum rüttelt und die Gitarre macht Krach. Anstatt wie du es bei aktuellen Metalproduktionen hast, dass das Schlagzeug eigentlich genauso klingt, als wenn du es mit dem Drumcomputer einprogrammiert hättest. Das mag ich nicht, da brauch ich keinen Schlagzeuger. Da kann ich das auch selbst programmieren. Das wollten wir halt: ein bisschen ein erdiges Metal-Album, wo du hörst, da spielt eine Band, also eine Band, die auch Spaß hat am Spielen. Nicht eine Band, die dann alles einspielt und dann sitzt einer da mit der Schneidemaschine und schneidet das. Musik wird halt vom Musiker gemacht und nicht von einem Computer, der alles zusammenschneidet. Das ist so meine Herangehensweise an Musik. Es ist nicht mehr modern heutzutage, aber ich mag so was. Ich bin ja auch in der Lage, das Schlagzeug so klingen zu lassen, wie „Plastik“. Aber ich mag’s halt nicht. Und ich glaub, wir mögen das alle nicht so richtig, oder? (allgemeine Zustimmung)

Matthias:
Ich glaub, da sind wir uns aber auch alle einig, dass das so ist und dass das so sein soll. Zumindest denk ich da genauso.

Stephan:
Auf dem Sampler vom Rock Hard wo wir drauf sind, den hab ich zwei Tage im Auto mal von vorne bis hinten gehört. Da sind ja 14 Stücke drauf. Da hört man wirklich so diese Unterschiede, von denen ihr da gerade redet, die hört man ganz deutlich. Da klingt das Schlagzeug halt auch nach Schlagzeug.

Olli:
Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber viele aktuelle Metalplatten erinnern mich an Schlagerproduktionen vom Sound, weil es alles total klar ist. Es ist alles total klinisch – da mach ich doch keinen Metal, da mach ich Schlager! Das ist irgendwie nicht so meine Vorstellung von Rockmusik im Allgemeinen, da muss Dreck rein. Da darf man mal klappern, da darf es auch mal rauschen, da darf’s auch brummen – aber laut muss es sein.

Tomi:
Es ist halt so, dass heutzutage eigentlich alle Produktionen im Metalbereich programmiert sind. Es gibt eigentlich keine Band außer uns, die überhaupt noch mit dem Schlagzeuger ins Studio geht. Es wird alles programmiert. Und das glaub ich ist auch das, was uns von Bands, auch von GRAVE DIGGER, abhebt, dass wir wirklich ein authentisches Schlagzeug haben, dass man da auch den Raum hört, dass es also wirklich richtig klappert, wie ein live gespieltes Schlagzeug spielt. Ich find’s auch sehr geil, dass man den Bass hört. Bei alten REBELLION-Platten schiebt das zwar, aber so richtig hören, was ich spiele, kriegt man eigentlich nicht mit, und auf der neuen ist das anders.

F-R.:
Ihr habt das Dreckfressen eben schon angesprochen: Du hast schon gesagt vorhin, der Band-Split, wie er zustande kam, ist ne gute Überleitung für die nächste Frage: In Kürze geht’s mit DRAGONSFIRE im Rahmen der Hessischen Metal-Invasion auf eine kleine Club-Tour. Club-Tour heißt, auch keine großen Clubs. Wie hoch sind hier eure Erwartungen nach der doch mehr oder weniger langen Live-Präsenz mit dem neuen Album im Rücken, was auch noch taufrisch ist und viele noch gar nicht kennen? In einer Woche geht’s los.

Micha:
Man muss ja erst mal sehen, wie viel Leute uns überhaupt noch in Erinnerung haben. Es war ja eine größere Pause - zwei Jahre. Und davor waren wir eben auch nicht sehr viel live unterwegs, was andere Gründe hatte, z.B. die Verletzung von Bandmitgliedern. Wir müssen jetzt erst mal gucken, was überhaupt geht. Wir wissen nicht, ob wir da jetzt vor 50 Leuten stehen oder vielleicht vor 250 Leuten. Es ist halt wirklich für uns offen, und wir lassen es einfach so auf uns zukommen. Danach wissen wir es halt. Dann können wir sehen, wie wir weiter machen können.

F-R.:
Wie ist das für die Neuen in der Band? Welche Erwartungen oder Hoffnungen habt ihr Neuen in der Band?

Olli:
Spaß und Musik machen. Ich bin ja jetzt auch nicht in die Band eingestiegen, um reich und berühmt und sonst was zu werden, sondern einfach Bock auf Musik zu haben. Das ist alles. Und wenn da 50 Leute kommen, die Spaß haben – Super! Wenn da 300 Leute sind, die Spaß haben – Super! Wenn 3 Leute da sind und die haben Spaß, dann haben die auch ihr Geld bezahlt. Auch super! Es ist natürlich immer schöner, wenn der Club voll ist, aber wenn in den Club nur 100 Leute reinpassen und es sind 90 da, dann sieht das schon mal gut aus. Besser als wenn du in einer 1000er-Halle spielst und es sind 140, die dann weit verlaufen. Spaß an der Musik, das ist es.

Stephan:
Das seh ich genauso. Allerdings hätte ich schon Bock, nächstes Jahr im Sommer vielleicht mal ein paar Festivals zu spielen. Das ist so mein Ziel. Also, dass schon mal ein größeres Publikum unsere Musik wahrnimmt.

Matthias:
Ich schließe mich da Stephans Meinung an. Man sollte schon immer sehen, dass man ein bisschen weiterkommt. Man sollte halt nur mit den Füßen auf dem Boden bleiben und nicht Gott weiß was erwarten. Da wiederum verweise ich auf Michas Meinung, aber weiterkommen ist halt immer wichtig. Und da sollte man dran arbeiten. Je weiter man kommt, je besser ist es.

Tomi:
Also ich denk: Die Tour wird das totale Chaos. Nix Böses gegen den Herrn Müller (Anm.: Jan, DRAGONSFIRE), das hat er gut gemacht, aber wir haben einfach nicht mitgekriegt, dass es ganz schwer ist, die Band zu verkaufen, ganz schön schwer. Und es wird alles schief gehen, es wird vorne und hinten klappern und wir werden es irgendwie hinbekommen. Und wir werden gucken, dass wir am Abend immer noch Spaß haben. Wir wollen das machen, und ich glaub, das bringt die Band nach vorne. Das ist wichtig. Und dass wir das Ding jetzt zusammen auf dem Level machen. Ich hab mit GRAVE DIGGER am Anfang auch auf dem Boden geschlafen, alle. Das bringt ne Band auch zusammen. Das macht ne Band auch stark, wenn sie da durchgeht. Das machen wir jetzt mit unseren 45 Jahren auch noch mal, so da durchgehen. Dann spielen wir das Swordbrothers, da freuen wir uns schon drauf und gucken, dass wir vielleicht in der zweiten Jahreshälfte noch ein paar Shows bekommen. Ich denke, nach der Platte wird es etwas einfacher sein, die Band zu buchen, wenn die Shows gut funktionieren. Von daher ist das auch ne Standortbestimmung, aber wir gehen jetzt alle erstmal durch, haben Spaß und vögeln 1000 wilde Frauen, haben sexuelle Orgien nach den Auftritten mit wilden Groupies – und wenn net, dann nehmen wir halt Männer oder der Schlagzeuger ist ja auch dabei (Gelächter). Das ist auch ein Grund, warum Gerd ausgestiegen ist (Lachen). Wir freuen uns tierisch drauf. Ich bin mal gespannt – die Band wächst ja noch – was da draus entsteht.

F-R.:
Jetzt kommt nämlich die berühmt berüchtigte Pleiten-Pech-und-Pannen-Frage, die jeder meiner Interviewpartner in den Interviews gestellt bekommt, könnt ihr mal eine lustige Anekdote aus dem Proberaum oder einem Gig zum Besten geben, noch nicht veröffentlicht wurde.

Tomi:
GRAVE DIGGER. Tunes Of Wall-Tour. Offenbach, Hafenbahn, ausverkauft, 800 Leute und ich mein, das war schon geil, wenn der Laden richtig voll war.

F-R.:
800 Leute in der Hafenbahn? Die haben vielleicht draußen im Hof gestanden!?

Tomi:
Ja, gestapelt, die haben auch keinen mehr reingelassen. Wir fangen an. Der erste Song, ich guck ganz böse nach vorne ins Publikum, ein bisschen showmäßig. Und da haben die ganz vorne so zwei Bühnenelemente zusammengeschoben, um die eigentliche Bühne zu verlängern – aber da war so ein Schlitz zwischen denen. Und ich „Wööööö“ nach vorne, und dann „Waaa“ – trete voll in den Schlitz und leg mich hin „aaaaaaaah“. (Anm.: Gestikuliert sah das Erzählte livehaftig aus…)

F-R.:
So, dann zum Abschluss und Fortsetzung der Bandprobe noch deine persönlichen Worte an unsere Leser und eure Fans.

Tomi:
Keep it Metal

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft und die Tour!

Mike von FFM-Rock                                                    Foto by Astrid Reich