AMORPHIS - Borderland

09 amorphis

VÖ: 26.09.2025
(Reigning Phoenix)

Genre: Dark Metal

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AMORPHIS

Dreieinhalb Jahre scheint nun die Zeitspanne zwischen zwei neuen Werken der Finnen zu sein, in zunehmenden Alter braucht Kreativität ihre Zeit. Nach der Rückkehr abgewanderter Gründungsmitglieder quasi in Originalbesetzung, mit Tomi Joutsen und Santeri Kallio an den später addierten Klargesang und Tasten, ist die Truppe richtig eingespielt. Live war man dazwischen nicht untätig und auch bei der Ausführung ihrer Longplayer nutzt man neue Ideen. Nach drei Scheiben unter der Leitung von Jens Bogren verschlug es AMORPHIS nun noch weiter weg von der Heimat. Mit dem Dänen Jacob Hansen legen sie nun das fünfzehnte Werk „Borderland“ vor.

Ein Wechsel, der sicher notwendig war, in den schwedischen Studios lief zuletzt alles zu sehr im Schema, auch wenn man sich mit „Halo“ wieder etwas melodischer präsentierte als auf den drei Werken zuvor. Doch genau hier lag das Problem, dass man schlicht jede Strophe grunzte und jeden Refrain klar und melodisch anlegte. Natürlich pendelt Joutsen weiterhin zwischen verschiedenen Ausdrucksformen, ob nun guttural, shoutend, sauber singend oder fast flüsternd findet er immer den richtigen Ansatz. Am ehesten in Richtung des Vorgängers geht „Bones“, das mit seinen arabesken Motiven sogar Erinnerungen an den Klassiker „Tales From The Thousand Lakes“ weckt.

Die Kehrtwende hin zur weniger harten Direktive zeigt schon der Opener „The Circle“, der die Zeiten von vorm gleichnamigen Album beschwört. Die feinen Arpeggios sind typisch für die Formation, prägten Werke wie „Skyforger“ oder “The Beginning Of Times“ und lassen den Chorus fließen. Das Grundriff kommt ruppig daher und kontrastiert die sehr eingängige Schlagseite, auch getrieben vom Piano.
Noch lockerer rockt der Sechser bei „Dancing Shadows“, wo auch wieder Kallio das Tempo vorgibt und Jan Rechberger einen ungewöhnlichen, fast tanzbaren Beat einstreut. Vielleicht dominiert er bei den Aufnahmen zu sehr, was sich besonders in „Light And Shadow“ bemerkbar macht, wo er die Gitarrenarbeit von Tomi Koivusaari und Esa Holopainen arg in den Hintergrund drängt.
Orientierte man sich in der Vergangenheit gerne am Rock der Siebziger, klingt das hier schon deutlich nach den Achtzigern, was bei den Fans für Verwirrung sorgen könnte. Einst dem Gothic Metal abgeschworen, setzt man jetzt auf wavige Synths. Das fast orchestrale Ende legt die Saat für das folgende „The Lantern“, dem vielleicht symphonischsten Stück ihrer Karriere, dessen Dynamik sich schwerfällig heran pirscht.

Was im Gegensatz zu den Werken vor dem Flirt mit ihrer heavieren Vergangenheit etwas fehlt ist das folkloristische Element. Zu finden vielleicht noch in „Fog To Fog“, aber eben auch aus den Händen des Keyboarders, der diese Einsprengsel in Form von Schwaden vorbeiziehen lässt. So locker der Song angaloppiert, nimmt er mit wuchtigen Drums Fahrt auf, und liefert die besten vokalen Wechselspiele von „Borderland“. Mögen manchen die Synthesizer zu sehr im Vordergrund stehen, so wirken sie im Verbund mit der DoubleBass wie bei „The Strange“ interessant. Jene schon angesprochenen Temposteigerungen haben vage etwas aus Zeiten von „Elegy“.

Da fand sich auch eine akustische Gitarre, die hier „Tempest“, das ruhigste Lied begleiten darf. Eine Weite öffnet sich, für die AMORPHIS stets bekannt waren und den Hörer mitsamt Solo warm umschließt. Den ultimativen Spannungsbogen spannt der Titeltrack, dessen massiv wogende Harmonie sich langsam entwickelt und einen dann weghaut. Die getragene Stimmung prägt auch den Schlussakkord „Despair“, die hier auf flirrende Atmosphäre prallt und weiteres Neuland darstellt. Wieder einmal gelingt es der Band ein stimmiges Release mit eigenem Charakter abzuliefern, jedoch wie in den letzten zehn Jahren nicht die ganz großen Hits zu kreieren.

7,5 / 10