ALICE COOPER - The Revenge Of Alice Cooper
VÖ: 25.07.2025
(Ear Music/Edel)
Genre: Hard Rock/Glam/Psychedelic
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ALICE COOPER
Onkel Alice kann derzeit tun, was er will. Nach ein paar eher schwächeren Jahren hat sich der gebürtige Vincent Damon Furnier spätestens seit „Welcome 2 My Nightmare“ alle künstlerischen Freiheiten erarbeitet. So arbeitete er auf „Detroit Stories“ mit alten Legenden der Motor City zusammen, um mit „Road“ ein Album allein mit seiner angestammten Liveband zu komponieren. Schon auf dem angesprochenen großen Alterswerk waren die noch lebenden Mitglieder der Original ALICE COOPER-Band zu hören, um dann bei „Paranormal“ zwei Titel nur mit ihnen einzuspielen. Jetzt war die Zeit reif für einen ganzen Longplayer mit den Haudegen der frühen Jahre, das unter „The Revenge Of Alice Cooper“ in den Läden steht.
Der Untertitel „The Return Album The World Was Afraid Of“ ist genauso mit einem Augenzwinkern zu sehen wie die Horrormaskerade der Herren im Artwork. Einen eigenen Humor und Hang zur Theatralik war ja ALICE COOPER stets gemein. Das zeichnete diese Formation ja schon aus seit Bob Ezrin sie unter seine Fittiche nahm, der auch hier wieder an den Reglern sitzt. Waren die bisherigen späten Kooperationen nicht überzeugend, so haben sich Gitarrist Michael Bruce, Bassist Dennis Dunaway und Drummer Neal Smith hier ordentlich ins Zeug gelegt.
Natürlich reicht das nunmehr dreißigste Langeisen nicht ganz an das heran, was die Konstellation einst zu leisten im Stande war, aber verlernt haben sie nichts und zocken sehr tight zusammen. Was etwas fehlt ist der Eklektizismus, den Scheiben wie „Killers“ oder „Billion Dollar Babies“ auszeichnete. Die simplen, geradlinigen Rocker stehen zu sehr im Vordergrund, so dass bei vierzehn Stücken ruhig das ein oder andere verzichtbar gewesen wäre.
Dabei ist man schon bemüht, die differenziert anzulegen, was bei „Kill The Flies“ gut gelingt, wo sich schwere Riffs und sinistre Atmosphäre duellieren, wobei Letztere mit Doo Wop-Chören konterkariert wird. „One Night Stand“ setzt auf eine dominanter Basslinie und bluesige Licks, der treibende „Intergalactic Vagabond Blues“ bringt die Harmonika an den Start, während „Money Screams“ im Fun Punk wildert, und der Schock Rocker die passende Stimmlage dazu hervorkramt.
„What Happened To You“ überrascht nicht nur mit Rockabilly-Attitüde inklusive klimpernden Honky Tonk, sondern wegen eines besonderen Gaststars. Niemand Geringeres als der verstorbene Leadgitarrist Glen Buxton hat das Grundriff und das Solo geliefert, das hier verwendet wurde. Seinen Platz nehmen der bisher eher als Instrumentenkenner bekannte Rick Tedesco und die junge Neuentdeckung Gyasi Heus ein. Man kann der Truppe zwar vorwerfen, streckenweise nicht genug Mit aufzubringen, dafür agiert sie so dicht, dass das YARDBIRDS-Cover „I Ain´t Done Wrong“ gar nicht aus dem Rahmen fällt.
Ein paar Mal lehnen sie sich aus dem Fenster und kreieren damit die potentesten Stücke von „The Revenge Of Alice Cooper“. Gleich im Opener sorgt ein weiterer Gaststar für die besonderen Momente mit seinem psychedelischen Solo. Robbie Krieger hatte den Auftrag seinen sphärischen Stil in das schleppende „Black Mamba“ zu transferieren, was er bestens passend erledigte. Als großes Epos erweist sich „Blood On The Sun“, dessen getragener Beginn vage an „Hymn“ von BARCLAY JAMES HARVEST erinnert. Grandios das erst ruhig beginnende Solo, das sich steigert, um dann in den weiten Refrain überzugehen.
Was hier und bei allen Titeln, an denen Dunaway beteiligt war auffällt ist das die Seventies-Schlagseite eher Richtung BLUE ÖYSTER CULT kippt, denen gegenüber der eigenen Historie. Vielleicht wurde er beim BLUE COUPE-Projekt etwas von den Bouchard-Brüdern inspiriert, mit denen er Hits aus beider Fundus jammte. Megacool der Bossa „What A Syd“, das den Bassisten prominent in Szene setzt, und Gyasi in einem cleanen Solo den Geist von Django Reinhardt beschwört. Davon hätte sich der Hörer mehr gewünscht, dann wäre hier noch mehr drin gewesen, Songs sollen genug geschrieben worden sein.
7 / 10