JOE BONAMASSA - Breakthrough
VÖ: 18.07.2025
(Provogue Records/Mascot)
Genre: Blues Rock
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JOE BONAMASSA
Ein wenig lässt er derweil sein Tempo schleifen, so omnipräsent wie in den Zehnerjahren ist der aktuelle Blueser Nummer Eins nicht mehr. Zwischen den Alben vergehen heuer zwei Jahre und er kommt nur noch einmal im Jahr auf Tour hierzulande vorbei. Man darf nicht vergessen, dass JOE BONAMASA mittlerweile in einem Alter ist, in dem wir viele Helden schon in Rente vermutet hätten, und sie es bis heute nicht sind.
Wie auch bei denen sind die Jahre des Aufbruchs vorbei, die viel Kreativität freisetzten, doch von Ausruhen ist der New Yorker noch weit entfernt. Jüngst war er auch wieder mit seinem Hard Rockprojekt BLACK COUNTRY COMMUNION unterwegs, mit denen er im letzten Jahr das fünfte Werk vorlegte. Er selbst hat mit „Breakthrough“ nach „Blues Deluxe Vol.2“ wieder eine Scheibe mit Eigenkompositionen am Start.
Gerne lässt sich der Sänger und Gitarrist von seinem eigenen Schaffen inspirieren, das war schon auf „Royal Tea“ nach „British Blues Explosion Live“ so, hier hat der letzte Studioaufenthalt Spuren hinterlassen. Man sagt ihm ja gerne nach, dass er den Blues mit der weißesten Weste spiele, hier geht es einen Schritt zurück zu den Wurzeln. Speziell auf „Time Clocks“ waren diverse Rocklegenden präsent und wenig von dem Genre, welches den Mann groß gemacht hat.
„I´ll Take The Blame“ ist so ein Beispiel, das wunderbar beschwingt die reine Lehre beschwört. Dazu darf das Piano lässig klimpern und im Refrain sind dann die Backgrounddamen sehr präsent, die Bonamassa seit einigen Jahren begleiten. Ähnlich groovig folgt „Drive By The Exit Sign“, wo sich das Riff mit offenen Akkorden abwechselt. So ausgiebig sliden wie in dem Track hat man ihn zuvor selten gehört, was ihm gut steht.
Fast soulig fällt „Still Walking With Me“ aus, obgleich auch eine ordentliche Prise Funk mit reinspielt. Der Bass kommt hier sehr druckvoll, lässt aber die wohlige Wärme nicht missen, während der Meister selbst mehr mit Licks zu glänzen weiß. Im Opener drücken die vier Saiten ebenso tief in die Magengrube, während sich der gute Branchenprimus gesanglich an ganz traditionelle Gospelchants wagt. Derzeit feiern ZEAL&ARDOR mit genau solchen Klängen aus den Frühzeiten der schwarzen Musik Erfolge, ganz so heftig wird hier nicht zu Werke gegangen, aber durchaus das Grundriff seines Opus Magnum „The Ballad Of John Henry“ gestreift.
Wobei die offenen Stimmungen wie auf „Redemption“ in der Überzahl sind, den massiven Einsatz weiblicher Chöre kennt der geneigte Fan am ehesten von „Blues Of Desperation“. Dessen dezente LED ZEPPELIN-Schlagseite lässt sich auf „Breakthrough“ ebenfalls schwerlich leugnen. Dass neben ursprünglichem Blues auch die letzten Bandnebenaktivitäten Eindruck hinterlassen haben, beweist der treibende Hard Rocker „You Don´t Own Me“. Eines der markantesten Gitarrenthemen und das hämmernde Piano sind neben der Verbeugung vor Jimmy Page und Co. weitere Zutaten dieser Nummer.
Großes wird erneut in den ruhigeren Stücken abgeliefert, allen voran „Broken Record“. Zu sanften Tastenflächen fallen die Leadfills melancholisch herab, die gesanglichen Fortschritte wurden schon zuletzt dokumentiert, wenn seine Stimme Raum bekommt weiß sie tief zu berühren. Im Chorus hebt sich dann die ganze Szenerie, rockige Gitarren brausen auf und verwandeln Raum zu endloser Weite. Big Joe gönnt sich im längsten Song zwei Soli, wobei das letzte gen Himmel steigt.
Folk war immer ein Baustein im Kosmos des Künstlers, der mit „Shake This Ground“ seine Fühler weit dorthin ausstreckt. Feine Schübe der Orgel harmonieren traumhaft mit der akustischen, mehr Gitarre braucht es hier nicht. Dafür bekommt der Hörer ein gigantisches Responding der Backingvocals im Refrain, die so eine gelöste Atmosphäre und noch mehr Fernweh als BRUCE SPRINGSTEEN evozieren. Kommt mit „Boys Of Summer“ und „Born To Run“ und „Free Bird“ auf das Mixtape.
Natürlich kommt einem das ein oder andere bekannt vor, seit JOE BONAMASSA seine Formel gefunden hat sind schon viele Alben vergangen. Sein siebzehntes ist das sechste mit ausschließlich Eigenkompositionen, und in der Tat scheint jedes der letzten hier und da durch. Seinen dennoch eigenen Charakter erhält „Breakthrough“ von seiner Spontaneität, welche die Titel selten ausufern lässt, so knapp hielt JOE BONAMASSA selten die Arrangements. Man höre nur, wie er im Hendrix-mäßigen „Trigger Finger“ mit seinen knalligen Drums plötzlich in ein ruhiges Solo umschwenkt. Vielleicht treibt er nicht mehr alles zur Perfektion, bleibt jedoch selbst in der Form überragend.
8,5 / 10