LORD VIGO - Walk The Shadows
VÖ: 30.05.2025
(High Roller Records)
Style: Gothic-Wave/Dark Rock/Metal
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LORD VIGO
"Bei LORD VIGO klingt jede Scheibe anders." (O-Ton, Vince Clortho laut beigefügtem Waschzettel). Dieses Gesetz lässt sich bei der Rheinland-Pfälzer Doom-Institution ausnahmslos unterschreiben. 'Walk The Shadows' ist wiedereinmal völlig anders als die Vorgängeralben, gerade das macht den Reiz bei LORD VIGO aus: Es gibt immer etwas zu entdecken! Markierte bereits das ziemlich Sci-Fi-Lastige mehr in Richtung RUSH und Co. tendierende Vorgängeralbum eine komplette Kehrtwende, ist das Sechste, 'Walk The Shadows' eine ebensolche und erneut im überraschend andersartigem Stil.
„A Morbid Realm“ gibt bereits gespensterhaft dunkel-mystisch einschließlich Sprechpassage düsteren Vorgeschmack auf die kommenden sieben Stücke. Unter Betrachtung der Tatsache, dass alle Stücke bereits in entstanden sind noch ehe LORD VIGO mit ihrem Debüt richtig durchstarteten, gehen diese im ungeschliffen rauen Undergroundsoundraster gehaltenen Stücke als vielseitig von wechselhaften Gefühlsspektren zwischen heiter-fröhlich bis traurig-melancholisch abdeckenden Stücke als stark verpoppt heroische Düster Epic-Doomkompositionen durch. Dabei handelt es sich wie von LORD VIGO generell schon mal nicht anders zu erwarten, um kein kurzfristig entstandenes Lückenfüllermaterial, sondern eine literarisch wie musikalisch ausgereifte Angelegenheit, die sich wie der Mix aus düster melancholischem Gothic-Dark-Wave trifft epischen Hard Rock/Metal wobei sich Spannungsbögen durch alle sieben Stücke ziehen durchaus (mal mehr, mal weniger) ihren Reiz entfaltet. Selbstredend sind es abermals klassische Horror/Fantasy-Literatur und Filme aus deren Fundus LORD VIGO schöpfen. Herausgekommen ist unterm Strich ein wechselhaftes Gesamtergebnis.
Entgegen dem üblichen Epic-Doom sind es hier diesmal prägende Radio-Popkultureinflüsse wie ALPHAVILLE, FIELDS OF THE NEPHILIM,DEPECHE MODE, O.M.D. SISTERS OF MERCY, ULTRAVOX, WOLFSHEIM u. v. m., denen LORD VIGO mit Dunkelrockiger Hingabe huldigen. Beispiel davon geben „Through a Glass Darkly“, der tanzbare Groover „Killing Hearts & Endless Nights“ oder das wie eine Mischung aus SISTERS OF MERY/FIELDS OF THE NEPHILIM treffen DEPECHE MODE, so manchesmal rotiert der Gedankenfokus in Richtung WOLFSHEIM (The Triumph of The Killing Heart“), schade, dass dieser Song über weite Strecken viel zu dominant Keyboardlastig verkleistert wurde, was ihn für jemanden wie meinereinen extrem schwer verdaulich macht.
Vince Clortho, ist die Anstrengung solcherart heftig theatralischen Songs einzusingen spätestens bei dramaturgischen Parts vermehrt anzuhören, dessen Stimmbänder sich meisterlich durch das Material kämpfen. Die Gitarren von Patrick Fuchs (alias Tony Scoleri) und Christian Palm (aka Volguus Zildrohar) passen sich spielerisch wie produktionstechnisch dem Gesamtresultat an. Das beste haben sich die sympathisch ehrlichen Rheinland-Pfälzer bis zum Schluß aufgehoben. „El Hakim“ entpuppt sich als Detailreich arrangierter von Glockenschlägen, Chorälen, Keyboards, Rockigen Parts und zunehmender Metalschlagseite geprägter sich mit der verschärften Golfsituation auseinandersetzender Track, dessen hoch wertig spannungsvoller Gehalt in wechselhaften Stimmungsbögen gipfelt.
Metalfans sollten dieses Album besser vorsichtig antesten, ein Faible für erwähnte 80er-Pop-Dark-Acts in Verbindung mit griffigen Rockstrukturen wäre durchaus vorteilhaft, sonst könnte der Enttäuschungsfaktor vielleicht höher als erwartet sein. Dieses Album wird, soviel ist sicher Meinungen erheblich spalten. Musikalisch spielen LORD VIGO gewohnter maßen in einer eine völlig eigenen Klasse für sich, das allein reicht jedoch nicht für eine 9er-Wertung. Dafür beinhaltet dieses bis ins Detail durchdachte Songmaterial an mancher Stelle etwas zu viel Kleister, obwohl es Handwerkstechnisch erneut überhaupt nichts zu bemängeln gibt. Für's feine Coverarwork von Markus Vesper (dessen Arbeiten u. a. schon Alben von ATTIC, MANILLA ROAD oder SHADOWBANE zieren), lege' ich gerne noch einen halben Zähler drauf.
Fazit: Nicht leicht zu verdauen, gewöhnungsbedürftig mitunter Gemüter spaltend, ein musikalisch hochwertig vielseitiges Gothic-Dark Wave Rock trifft Heavy Metal Gebräu. 8,5/10