HELSOTT - Will And The Witch


VÖ: 20.05.2022
(M-Theory Audio)

Style: Western-Folk/Pagan (Death) Metal

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HELSOTT

Zwei Studioalben und zwei EP's gingen dem dritten HELSOTT-Studioalbum 'Will And The Witch' voraus. Ohne lange nachzudenken wäre man geneigt an Wikinger Thematik oder skandinavisch/ nordisch-germanische Götter-Mythologie zu denken, Mitnichten! HELSOTT wandeln auf ganz anderen geheimnisvollem Folk-Pfad im Stile der Elfen, Trolle, Gnome, Feen, vorstellbar in Westernoptik, mit gewaltigem Unterschied: Die Protagonisten sind keine Fantasywesen aus dem Reich von Fabel, Mystik und Magie. Im Fokus steht die abenteuerliche Welt im Wilden Westen Amerikas, wo viele Gefahren lauern, und jeder Tag zur Herausforderung wird... An Grimmigkeit mangelt es den US-Pagan Metal-Pionieren ebensowenig wie den Vorbildern, in deren Schnittmengenfeld sie sich bewegen, soviel zeichnet sich bei mächtig Wüstensand aufwirbelnden Westernritten wie der bereits im Vorfeld als Video ausgekoppelten Single „I'll Make Ya Famous“ ab.

Den Originalitätsfaktor dezent beiseite geschoben, brauen HELSOTT ihren siedend heißen vor Emotionen, versteckten Details und Spannung triefenden Höllensud, rühren das ganze mehrfach kräftig um, damit es genügend aromatisch-würzigen Geschmack wie ein guter Tenessee Whiskey nach zwölf Jahren Reifezeit entfaltet. Dazu gehört natürlich ebenso ein alle Stücke zierend vorhandener Anteil ausgefallener Folkinstrumentierung (Geige, Flöte, Westernklavier und Banjo), die zum zweckdienlichen Stilmittel wird. Neben garstig heißerem Tonfall geht es öfter irrwitzig verspielt rasante Stimmungswechsel und Rhythmus-Tempo-Variation inbegriffen, zu. Traditionelle Folkmelodien und sanfte Klangmassagen werden ebenfalls mit eingearbeitet bestes Beispiel gibt der teils exzessiv Pathos behaftete einer schrägen Achterbahnfahrt an Emotionen gleichende 9:45-Minuten Longtrack „Skin Out“. Am wichtigsten ist: Das Gesamt konzept funktioniert hervorragend!

'Will And The Witch' entpuppt sich als stimmungsvolles Gebräu zwischen AMON AMARTH, FINNTROLL, ENSIFERUM, ARKONA und MOONSORROW. Bewundernswerterweise gelingt es der US-Combo wohltuend frische Impulse in einem Genre zu setzen, wo im Regelfall schon alles gesagt ist. Wildheit, Dynamik und Rasanz treffen Verspieltheit, Eleganz und Finesse. Ein Gezupftes Banjo passt bei „Spit Bucket Bawl“ wahrhaft prächtig ins Bild. So feinfühlig naturbehaftet aus dem Bauch kommenden Indianerspirit mit feinfühliger Folk-Flötenuntermalung und akustischem Flair wie das durch gemischten Männer-Frauen-Gesang heroisch ausklingende Albumhighlight „Navajo Crow“ gelingen im Folk-Genre nur selten wirklich große Balladen. Eine 'Sternstunde' für's Genre! Dem Gegenüber steht mit „Welded as One“ ein weiterer garstig röhrender Folk-Metalfetzer eingängig mit ausgeklügelter Melodieführung und fesselnden Grooves. Will and The Witch signalsisiert, nein beschwört es regelrecht: Der Wilde Westen hat viel zu bieten, ist keineswegs ungefährlich eine separate Welt für sich mit eigenen Regeln und Gesetzen. Dieses dritte war ein wichtiges und sicher kein leichtes für die amerikanischen Westernfolkbarden um die Brüder Mark und Eric Dow, die zusammen mit Cooper Dustman als etatmässigem Schlagzeuger Mike Muller durch Mark 'Doc' Beaulieu am Bass und die Leadgitarrenposition (für David Watson rückte Pete Truax der u a. bei den Doom-Deathmetallern OCTOBER FLAME als Gitarrist mitwirkt) an der zweiten Axt ins Team nach), ersetzen mussten. Respekt!

Damit wäre das Review im Prinzip beendet, doch es bleiben Bilder im Kopf, die sich beim Hören des ausnahmslos fesselnden Silberlings vorstellbar manifestieren, deshalb verschiebt sich die danach folgende Schlußbetrachtung ein wenig nach hinten:

Western Folk trifft Pagan Death Metal zum Kräftemessen im Tal der Navajos, statt Elfen, Trolle, Zwerge und Feen, begegnen Schaaren vom Großen Goldrausch angezogener in den Wilden Westen gelockter Abenteuer suchende Greenhorns und Eisenbahnleute Indianern, die nicht gewillt sind dem Stahlross des weißen Mannes ihr Land zu überlassen, der sie mit Feurwasser und schlecht schießenden Gewehren dazu bringen will. Blindwütige Lynchjustiz gegenüber unschuldigen ist ebenfalls ein Thema oder die Tatsache, dass in der Unabhängigkeitsnacht nicht etwa die Freiheit der Vereinigten Staaten gemeint ist, sondern dass jeder machen darf, was er will und sei es auf andere zu schießen. Im 18./19. Jahrhundert greift der Große Goldrausch (u. a. in Arkansas und Kalifornien) um sich. Viele brechen auf, die Gefahren der Wüste und im wilden Westen zu meistern, deren Auswirkungen sträflich unterschätzend und bezahlen es mit dem Leben. Giftige Klapperschlangen, Gefährliche Banditen horden, Skorpione, hungrigen Kojoten wütende Indianer die ihr Land bis auf's Blut verteidigen werden ihnen zum Verhängnis. Gier nach Gold, Ausbeutung von Ölressourcen verbunden mit grotesker Profilierungssucht greift um sich. Im Geiste flammt der Zwist zwischen gefürchteten Räuberbanden und Kutsche fahrendem Ranchervolk auf oder Indianer und Kavallerie liefert sich blutige Scharmützel. Abends lassen locken leicht bekleidete Schönheiten im Saloon um die ahnungslos reisenden neu in die Stadt kommenden Fremden zu umgarnen, doch Vorsicht: Irgendwo in der Ecke oder an der Theke könnte ein schießwütiger Revolverheld oder Streit suchende Cowboys mit zuviel Alkohol im Blut lauern oder wir erfahren Legenden am Lagerfeuer über die Regulatoren von Arkansas, die weit entfernt von alledem auf ihren Rössern durch wilden Weiten der Prärie ziehen...

Fazit: Vielseitig innovativ raumgreifender Westernfolk und Pagan Death Metal auf erstklassigem Hochkaräter-Niveau. - Genreverbindendes Fusionsmeisterwerk! 9/10

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