Kreator – 30 Jahre "Cause for Conflict"

Vor mittlerweile 30 Jahren veröffentlichten Kreator ihr siebtes Studioalbum Cause for Conflict und bis heute ist es eines der am kontroversesten diskutierten Werke der Band.

Kaum ein Album der Essener hat so sehr Fans, Kritiker und sogar Mille Petrozza selbst polarisiert.

Die Geschichte von Cause for Conflict beginnt eigentlich schon drei Jahre zuvor, mit ihrem sechsten Studioalbum Renewal (1992). Kreator wagten damals den radikalen Schritt raus aus dem klassischen Thrash-Sound, hin zu einer experimentelleren Mischung aus Industrial, Hardcore und düsteren Klanglandschaften. „Wir wollten eine Art Pink-Floyd-Version von Kreator machen“, sagte Petrozza später im Interview mit Vice. Rückblickend habe der Produzent der Band aber zu viel Freiraum gelassen: „Wir hätten mehr Führung gebraucht.“

Nach der verhaltenen Resonanz auf Renewal sollte 1995 mit Cause for Conflict die Rückkehr zur Härte gelingen. Doch ganz so einfach war es nicht.

Zwischen Aufbruch und Stilwandel
Mit neuem Line-up - Christian Giesler am Bass und Joe Cangelosi am Schlagzeug - versuchten Kreator, den Spagat zwischen ihren Thrash-Roots und modernen Einflüssen zu schaffen. Heraus kam jedoch ein Album, das nicht ganz eindeutig einzuordnen ist: mal brutal, mal groovig, stellenweise fast mechanisch.

Die Reaktionen waren entsprechend gespalten:
Rock Hard lobte das Album als „Keulenschlag der Marke Extreme Aggression“, vergab starke 9,5 von 10 Punkten und hob besonders Cangelosis präzises Drumming hervor.
Metal.de sah das Ganze nüchterner: Cause for Conflict sei zwar kein neuer Klassiker, aber dennoch ein wichtiges Werk – vor allem wegen der mutigen Kombination aus Thrash und neuen Einflüssen.

Noch kritischer äußerte sich AllMusic: Das Album sei „verwirrt und verwirrend“ – mit „gezwungenen Accelerator-Parts“; es gab lediglich 3 von 5 Sternen.

Fans zwischen Kult und Kritik
Auch unter langjährigen Kreator-Fans sorgt Cause for Conflict bis heute für Diskussionen. Für manche ist es ein unterschätztes Album, das sich mutig vom Altbewährten mit einer eigenständigen Mischung aus Groove, Thrash und Industrial-Anleihen absetzt, andere wiederum sehen darin einen orientierungslosen Zwischenschritt, dem es an echten Highlights und kompositorischer Schärfe fehlt.
Mille über Cause for Conflict: Ein ehrlicher Rückblick

Kreator-Mastermind Mille Petrozza selbst blickt kritisch auf das Album zurück. In einem Interview mit Vice 20017 sagte er:
„Das Album war nichts. Das war gewollt und nicht gekonnt, zudem ist der Sound viel zu dünn. Ich mochte eigentlich diese Hardcore-Ausrichtung, dass es ein bisschen anders war, aber wir hatten zu der Zeit so viele Probleme, dass die Aufnahmen ein einziger Krampf waren. Die Tour danach war auch so deprimierend, dass ich das Album, wenn ich überhaupt eines als schlechtestes benennen müsste, immer zuerst nenne.“

Deutliche Worte und doch gehört auch Cause for Conflict untrennbar zur Geschichte einer Band, die sich nie davor gescheut hat, sich weiterzuentwickeln. Ob man das Album liebt oder ablehnt: Es dokumentiert eine Übergangsphase, in der sich Kreator neu finden mussten – ein Wendepunkt, bevor es ab den 2000ern mit Violent Revolution und Enemy of God wieder in klares Fahrwasser ging.
Highlights & Tracklist

Auch wenn das Album selten auf Fan-Toplisten landet, enthält es Songs, die bis heute aus der Diskografie herausstechen. Besonders häufig genannt werden:
"Bomb Threat" – kompromisslos und aggressiv, mit Cangelosis präzisem Drumming als treibender Kraft
"Progressive Proletarians" – ein Groove-lastiger Track mit Hardcore-Kante und politischem Statement
"Lost" – düsterer, atmosphärischer Song mit Industrial-Anleihen, der das experimentelle Element des Albums unterstreicht

Tracklist – Cause for Conflict (1995):
Prevail
Catholic Despot
Progressive Proletarians
Crisis of Disorder
Hate Inside Your Head
Bomb Threat
Men Without God
Lost
Dogmatic
Sculpture of Regret
Celestial Deliverance
Isolation

Fazit
Wer sich heute noch einmal durch Cause for Conflict hört, wird überrascht sein, wie sehr das Album den kreativen Wandel der 90er spiegelt, mit all seinen Stärken und Schwächen.
Es ist kein Klassiker, aber ein wichtiger Mosaikstein im Gesamtbild einer Band, die sich nie mit Stillstand zufriedengegeben hat. Hier kannst du dir selbst ein Bild machen: https://www.youtube.com/watch?v=YobhMPJK6PA

Quelle: Nuclear Blast

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