ICED EARTH - Incorruptible

06 icedearth

VÖ: 16.06.2017
(Century Media Records)

Style: Power Metal

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ICED EARTH

Auf den 2011er „Dystopia“-Silberling ließen ICED EARTH drei Jahre später 2014 das nur knapp etwas schwächere „Plages of Babylon“ folgen. Umso gespannter durfte man sein, wie sich die Entwicklung mit Stu Block weiter fortsetzen würde. „Great Heathen Army“ beginnt spannend von heroischem Gesang begleitet wie in einem Film über die Kelten im Kampf gegen Römer oder Sachsen, setzt sich auch ebenso dramatisch fort, „Black Flag“ schließt sich kraftvoll fortsetzend an. 'Incorruptible' so der Titel des neuen ICED EARTH-Silberdrehers tendiert verstärkt in Richtung der starken 'Night of the Stormrider', 'The Dark Saga', 'Something Wicked This Way Comes' 90er-Epen oder zum 2001er 'Horrorshow'-Release. An den bisherigen ICED EARTH-Trademarks hat sich im Grunde nicht viel geändert. Shouter Stu Block vom Schatten seines bekannten Vorgängers Matt Barlow längst befreit, setzt sein vielfältiges jederzeit effektiv zum Tragen kommendes Stimmvolumen gezielt ein, die Gitarren erzeugen massiv Druck, das Schlagzeug klöppelt gewohnt sicher im Takt. Vom Hitpotential eingängiger Hymnen wie „The Hunter“, „Melancholy“ (Holy Martyr) oder „I'd Die For You“ sind ICED EARTH allerdings weit entfernt, obwohl die Schaffer-Crew gekonnte Arbeit auf technisch hochwertigem Niveau abliefert, filigrane Leadsoli plus gefühlvolle Melodieführung inbegriffen, klingt das Album nicht immer taufrisch. 'Incorruptible' ist zweifellos ICED EARTH, doch in veränderter Form. Obwohl etliche Passagen an goldene ICED EARTH-Zeiten erinnern, unterscheidet sich 'Incorruptible' dadurch, das es trotz seiner Vorzüge eben oftmals nicht so griffig (es fehlen die herausragenden Melodien!) stattdessen komplexer ist, als manch einem lieb ist. „Raven Wings“ würde direkt auf 'The Dark Saga' Platz finden, „The Veil“ hätte sich auf 'Something Wicket This Way Comes' erfolgreich behauptet, bei „Seven Headed Whore“ kristallisiert sich bezugnehmend auf ruppig-druckvolle Thrashpassagen sowie rasanter Tempoforcierung ein deutliches Stück 'Iced Earth/'Stormrider'-Phase heraus. Gruselig wird’s bei Düstermelancholie-Geschichten mit stimmungsvoller Atmosphäre. Der Geistertanz („Ghost Dance“) ist sogar an mancher Stelle von Exotic-Flair verbreitenden Flötenklängen (! ) unterlegt. Hier macht sich der 'Horrorshow'-Effekt richtig bemerkbar. „Defiance“ geht in der Dystopia-Phase auf, an JUDAS PRIEST-Sirene Rob Halford erinnernder Schreie, treffen auf Matt Barlow-Stimm-Phrasierung, bissigen Rauheitsfaktor John Greely's zu 'Stormrider'-Zeiten in Kombination mit Stu Blocks Individualstil, während das lange von fröhlichen Dudelsack-Klängen unterlegte 9 ½ Minuten Opus „Clear The Way“ (December 13th, 1862) bewusst an den Erfolg der Südstaaten über die Nordstaaten erinnert. Ein (aus Sicht der Südstaaten) historischer Sieg in der US-Geschichte als eine kleine Minderheit Südstaatlertruppen die zahlenmäßig überlegenen Nordstaatlertruppen vernichtend schlug. Ein starker (obgleich schwer zu Denken gebender) Hang zum Patriotismus tritt dabei zum Vorschein, der sich bei ICED EARTH-Veröffentlichungen jüngeren Datums wie „The Glorious Burden“ ebenso deutlich reflektiert. ICED EARTH-Fans sollten Zeit investieren, dem Tonträger eine reelle Chance geben, statt ihn aufgrund komplexer Songstrukturen plus Defiziten in der Produktion voreilig abzuhaken. Es könnte sich als lohnenswert erweisen. 'Incorruptible' gehört zu der Sorte Alben, die vielleicht erst nach zwei, drei Durchläufen zünden, doch dafür dann richtig!

Fazit: 'Incorruptible' kommt obig erwähnten Phasen der US-Powermetal-Heroen nahe, ohne sich nur auf eine ganz bestimmte zu konzentrieren. Gerade von einer Band wie ICED EARTH darf man Qualität erwarten – und ja, die bekommen treue Fans (sofern man die teils unterkühlte dem Material öfters entgegen wirkende Produktion außer Acht lässt) auch geboten! Respektable 8 von 10 verbucht 'Incorruptible' damit aufgrund seiner ausgewogenen Mischung wechselhaft bombastischer Passagen, verträumter Brücken und geradliniger Powerdynamik auf der Habenseite. Gut! 8/10

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